In Schweden, wo etwa 90 Prozent aller Transaktionen elektronisch abgewickelt werden, halten die Bürger eine Führungsposition im internationalen Vergleich digitaler Zahlungsverfahren. Trotz dieser Vorreiterrolle im digitalen Zahlungsverkehr empfiehlt die schwedische Zentralbank den Bürgern neuerdings, vermehrt bargeldbasierte Zahlungen zu tätigen. Der Präsident der Zentralbank, Erik Thedéen, ermutigt zudem Geschäftsinhaber, die Akzeptanz von Bargeld zu vereinfachen. Laut einer Umfrage wird gefordert, dass sowohl öffentliche als auch private Akteure in Schweden verpflichtet sein sollten, Bargeld anzunehmen.
Der Business-Insider berichtete am vergangenen Freitag, dass schwedische Experten ihren Landsleuten sogar raten, Bargeldreserven für mindestens eine Woche anzulegen. Diese Empfehlung folgt auf den russischen Angriff auf die Ukraine, da dadurch das Risiko von Cyberangriffen steige, was wiederum die Sicherheit des digitalen Zahlungsverkehrs gefährden könnte. Dies berichtete der Business-Insider unter Bezugnahme auf einen Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Der Übergang zu einer fast ausschließlich bargeldlosen Gesellschaft wurde in Schweden nach einem spektakulären Raubzug im Jahr 2009 beschleunigt. Nach diesem Vorfall, bei dem aus einem Geldtransporter Millionen in Bargeld gestohlen wurden, setzten sich schwedische Interessengruppen aktiv gegen die Nutzung von Bargeld ein. Der Lobbyverband “Kontantfritt nu” (deutsch: “Bargeldlos jetzt”) behauptete sogar, dass zwei Drittel aller schwedischen Bargeld-Kronen Schwarzgeld seien, was das Image von Bargeld weiter schädigte.
Nach einer Umfrage der Riksbank von 2023 nutzen 90 Prozent der Schweden Kartenzahlungen für ihre Einkäufe, für Online-Handel sowie für Überweisungen an Freunde und Familie mittels digitaler Dienstleister. Sogar Obdachlose bieten mittlerweile die Möglichkeit an, digitale Spenden zu leisten.
Trotz der Mitgliedschaft Schwedens in der Europäischen Union hat das Land den Euro nicht als Währung übernommen. Stattdessen wird in Schweden mit der schwedischen Krone (SEK) bezahlt, die seit 1873 die offizielle Währung des Landes ist.
Mehr zum Thema: – EZB-Chefin über digitalen Euro: “Es wird Kontrolle geben”