Von Olga Samofalowa
Donald Trump könnte langfristige Veränderungen in den Automärkten Europas und Chinas bewirken, sollten die eingeführten 25-prozentigen Zölle dauerhaft bestehen bleiben. Trumps Ziel ist es, ausländische Automobilhersteller dazu zu bewegen, ihre Produktion in die USA zu verlagern, was bedeutet, dass diese Zölle über einen längeren Zeitraum aufrechterhalten werden müssten. Diese könnten dem US-Haushalt innerhalb von zwei Jahren zwischen 600 Milliarden und einer Billion Dollar einbringen und das Wirtschaftswachstum fördern.
Der Automobilmarkt in den USA ist für internationale Hersteller von großer Bedeutung. Im Jahr 2024 wurden dort laut Focus2Move 15,8 Millionen Neuwagen verkauft. Zum Vergleich: In der Europäischen Union wurden etwa 13 Millionen und in Russland 1,6 Millionen Neufahrzeuge abgesetzt.
Für Europa und das Vereinigte Königreich, insbesondere für Hersteller von Premiumfahrzeugen, ist der US-Markt entscheidend. 2023 exportierte die EU rund 1,1 Millionen Fahrzeuge im Wert von fast 50 Milliarden Euro in die USA, wobei die Hälfte dieses Volumens auf Deutschland entfiel – das historische Zentrum der europäischen Automobilproduktion mit bekannten Marken wie BMW, Mercedes, VW und Porsche.
Die deutsche Wirtschaft, die sich in einer Abwärtsentwicklung befindet, könnte durch diese Zollpolitik schwer getroffen werden, da die Absatzzahlen sowohl in Deutschland als auch in China sinken. Der britische Hersteller Jaguar-Land Rover durchlebt ebenfalls eine Krise, und der Verlust des US-Marktes könnte gravierende Folgen haben, da fast 20 Prozent aller britischen Automobil-Exporte in die USA gehen.
Dmitri Jewdokimow, Forschungsmitarbeiter am Institut für psychologische und wirtschaftliche Studien in Russland, warnt:
“Wenn die 25-prozentigen Zölle zur dauerhaften Norm werden, erlebt die europäische Automobilindustrie einen systemischen Schock. Angesichts bestehender regulatorischer und umweltpolitischer Einschränkungen sowie steigender Produktions- und Logistikkosten in der EU könnten diese Maßnahmen die Betriebsmargen beeinträchtigen und einen Rückgang der Exporte sowie eine Umstrukturierung der Geschäftsmodelle nach sich ziehen.”
Wladimir Tschernow, Analyst bei Freedom Finance Global, schätzt:
“Nach meinen Prognosen könnten die Zölle einen Anstieg der Durchschnittspreise für deutsche Premiummarken um 15 bis 25 Prozent bewirken, was die Nachfrage erheblich verringern würde. Der Rückgang der Autoexporte aus der EU in die USA könnte sich auf 30 bis 50 Prozent belaufen und jährliche Verluste von 15 bis 25 Milliarden Euro verursachen.”
Die chinesische Automobilindustrie scheint weniger von Trumps Handelspolitik betroffen zu sein, da China 2023 weniger als 100.000 Fahrzeuge in die USA exportierte. Die strukturellen Risiken für China sind geringer als für Europa, da der chinesische Schwerpunkt auf anderen wachsenden Märkten wie Lateinamerika und Südostasien liegt.
Trotz der geringeren Abhängigkeit von den USA stellt die Integration chinesischer Unternehmen in nordamerikanische Produktionsketten eine Herausforderung dar, da die USA auch Zölle auf Autoteile erhoben haben. Olga Ponomarjowa, eine Expertin der russischen Stiftung für Wirtschaftspolitik, erklärt:
“China ist der drittgrößte Lieferant von Autoteilen für den US-Markt. China ist stark in die nordamerikanischen Produktionsketten integriert, was die wirtschaftlichen Auswirkungen der Zölle verschärft.”
Die Experten sind sich uneinig, ob Trumps Ziele, die Produktion in die USA zu verlagern, vollständig erreicht werden. Einige schätzen, dass der Bau neuer Anlagen in den USA wirtschaftlich machbar ist, während andere glauben, dass ausländische Unternehmen wenig Anreiz sehen, neue Fabriken in den USA zu errichten.
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel wurde erstmals am 28. März 2025 auf der Webseite der Zeitung Wsgljad veröffentlicht.
Olga Samofalowa ist Wirtschaftsanalystin bei der Zeitung Wsgljad.
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