Von Jewgeni Posdnjakow
Eine Studie der Biden-Regierung hebt hervor, dass eine Erhöhung des US-Exports von flüssigem Erdgas (LNG) bis 2050 die Inlandsgaspreise um über 30 Prozent ansteigen lassen könnte. Dies führt neben erhöhten Energiekosten, die sich auf bis zu 125 Milliarden US-Dollar summieren könnten, auch zu verstärkter Umweltbelastung an den Küsten.
Nach Angaben der Studie könnten die Treibhausgasemissionen der Erdgasindustrie bis 2050 auf 1,5 Gigatonnen jährlich ansteigen, was fast einem Viertel der aktuellen Gesamtemissionen in den USA entspricht. Zusätzlich sieht sich das Weiße Haus gezwungen, 170 Milliarden US-Dollar zu investieren, um die daraus resultierenden Umweltprobleme zu bekämpfen.
Der Bericht warnt auch vor sozioökonomischen Folgen durch unkontrollierten LNG-Export, darunter der Zustrom von Wanderarbeitern in Städte mit neuen Förderstätten, was lokale Versorgungs- und Sicherheitssysteme belastet. Die US-Energieministerin Jennifer Granholm appelliert in einem offenen Brief, veröffentlicht von der New York Times, an künftige Regierungen, die Studienergebnisse ernst zu nehmen und entsprechend zu handeln.
Obwohl Granholm feststellt, dass sich die US-LNG-Exporte in den letzten fünf Jahren verdreifacht haben und bis 2030 voraussichtlich verdoppeln werden, deutet nichts auf eine grundsätzliche Ablehnung weiterer Produktionssteigerungen hin. Dennoch stuft die American Gas Association die Studie als fehlerhaft ein und betont, dass es in den USA keine einheitliche Meinung zur weiteren Intensivierung der LNG-Produktion gibt.
Währenddessen hat sich laut Berichten von Politico und S&P Global die regelmäßige Lieferung von LNG positiv auf die US-Wirtschaft ausgewirkt, indem sie das BIP um 400 Milliarden US-Dollar steigerte und jedes Jahr über 270.000 Arbeitsplätze schuf. S&P Global betrachtet die Befürchtungen über steigende Inlandgaspreise als unbegründet, mit nur einem minimalen jährlichen Kostenanstieg für US-Haushalte, selbst wenn umfangreiche Gasprojekte realisiert werden.
Zu Beginn des Jahres hat Joe Biden neue LNG-Exportverträge ausgesetzt, ein Schritt, den das Wall Street Journal als “Sieg für die Klima-Lobby” und gleichzeitig als vorteilhaft für Russland darstellt. Trotz Sanktionen hatte Russland seinen Anteil am europäischen Energiemarkt sogar von 12 Prozent im Jahr 2022 auf 20 Prozent im Jahr 2024 erhöht.
Experten wie Igor Juschkow von der Nationalen Energiesicherheitsfonds Russlands erklären, dass die US-Exporte nach Europa nicht von amerikanischen Unternehmen, sondern internationalen Konzernen mit europäischen Wurzeln durchgeführt werden. Dieser Mechanismus ermöglicht es den USA, entweder den inländischen oder den Auslandsmarkt zu bedienen, wobei eine Zunahme der Produktionsstätten auf eine mögliche Erhöhung des Angebots für Exporterlöse hindeutet.
Die Diskrepanz zwischen den Auswirkungen von LNG-Exporten und Inlandspreisen sowie die Debatten über die Produktionskapazitäten, die einerseits wirtschaftliche Vorteile durch Exporte bieten, andererseits aber lokale Märkte belasten könnten, zeigen die Komplexität der Energiepolitik in den USA. Der Ausbau der Produktionsstätten wird von verschiedenen politischen und ökonomischen Kräften sowohl unterstützt als auch kritisiert, abhängig von deren eigenen Interessen und Einfluss auf die globale Energielandschaft.
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 18. Dezember 2024 zuerst auf der Webseite der Zeitung Wsgljad erschienen.
Jewgeni Posdnjakow ist ein russischer Journalist, Fernseh- und Radiomoderator.
Mehr zum Thema – Trump kommt – und wird Europa erledigen