Von Hans-Ueli Läppli
Donald Trump hat erneut das Weiße Haus bezogen und bringt einen politischen Stil mit, der sowohl Befürworter als auch Kritiker in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Während seine Unterstützer eine Ära des wirtschaftlichen Aufschwungs heraufziehen sehen, befürchten seine Gegner eine bevorstehende Finanzkrise. Droht ein weiterer Börsencrash?
Trump zieht Parallelen zum Jahr 1987, in dem die Finanzmärkte einen ihrer dramatischsten Abstürze erlebten, sich jedoch rasch wieder erholten. Ist seine Verweisung auf dieses Jahr jedoch lediglich ein Bluff, eine strategische Maßnahme, um den Vorsitzenden der Federal Reserve, Jerome Powell, unter Druck zu setzen?
Angesichts wachsender Marktunsicherheiten könnte genau das Trumps Absicht sein. Er spekuliert darauf, dass die Furcht vor einem Markteinbruch Powell dazu bewegen könnte, die Zinsen zu senken und so die Wirtschaft zu stabilisieren. Ein solcher Schritt würde die Aktienpreise steigen lassen und Trumps Ruf als wirtschaftliches Strategiegenie stärken. Aber was passiert, wenn Powell sich dem Druck nicht beugt?
Trump ist bekannt dafür, wirtschaftliche Risiken in Kauf zu nehmen. Seine Politik der Steuersenkungen für Unternehmen, protektionistische Maßnahmen und Differenzen mit der Federal Reserve könnten kurzfristig zu einem Anstieg am Aktienmarkt führen, langfristig jedoch die Wirtschaft überhitzen. Derartige Szenarien erinnern an das Jahr 1987, als überzogene Markteingriffe und unkontrollierte Handelsmechanismen in den berüchtigten Schwarzen Montag mündeten.
Trump scheut nicht davor zurück, die Märkte bewusst zu destabilisieren, in der Hoffnung, dass Powell schlussendlich nachgibt. Sollte dieses Kalkül jedoch scheitern, könnte dies einen unaufhaltsamen Dominoeffekt nach sich ziehen.
Trump ist sich der Macht bewusst, die Angst auf den Finanzmärkten ausüben kann. Ein drohender Kollaps könnte Investoren in Panik versetzen und die Fed in die Defensive drängen. Es ist eine altbekannte Taktik: das Schlimmste anzudrohen, um die Gegenseite zum Einlenken zu zwingen. Für Trump könnte der wahre Zweck weniger darin liegen, die Märkte zu stürzen, als vielmehr Powell zu einer Zinssenkung zu zwingen, die ihm politisch nützt.
Ein schwächelndes Wirtschaftsklima wäre fatal für Trumps Wiederwahlambitionen. Niedrigere Zinsen könnten das Wachstum fördern, die Aktienpreise stabilisieren und den Wählern das Gefühl vermitteln, dass unter seiner Führung alles in geordneten Bahnen verläuft.
Wird sich Powell auf dieses Spiel einlassen?
Der Fed-Vorsitzende hat sich bisher als widerstandsfähig gegen Manipulationsversuche erwiesen. Doch er steht unter Druck, nicht zuletzt wegen der noch immer hohen Inflation und der Nachfrage der Wirtschaft nach günstigem Kapital. Eine vorzeitige Zinssenkung birgt das Risiko, die Inflation weiter anzukurbeln, wohingegen eine verzögerte Zinssenkung den Märkten schaden und Trump neue Angriffsflächen bieten könnte.
Trump hat bereits angedeutet, dass er Powell entlassen könnte, sollte dieser nicht nach seinem Willen handeln. Obwohl das rechtlich schwierig ist, könnte die bloße Drohung bereits ihre Wirkung entfalten. Die Federal Reserve steht vor einem Dilemma: Nachgeben könnte ihre Glaubwürdigkeit untergraben, Widerstand könnte sie jedoch in einen Sturm präsidentieller Kritik bringen.
Die Lehren aus 1987
Der Vergleich mit 1987 ist beabsichtigt. Damals wie heute spielen steigende Zinsen und geopolitische Unsicherheiten eine Rolle. Doch die Parallelen sind unverkennbar. Sollte Trump tatsächlich darauf setzen, dass Powell nachgibt, und dieser standhaft bleibt, könnten sich die Ereignisse von 1987 wiederholen. Finanzmärkte reagieren sensibel auf Unsicherheit, und Unsicherheit zu schüren ist etwas, das Trump besonders gut beherrscht.
Trumps Drohungen könnten als Bluff erscheinen, doch sie sind nicht ohne Konsequenzen. Die Märkte sind angespannt, Investoren zögerlich und die Federal Reserve steht unter enormem Druck. Ob Powell nachgibt oder standhaft bleibt, wird entscheidend sein für die Stabilität der Wirtschaft.
Trump spielt hoch und es bleibt die Frage, ob sein Vorgehen sich als genialer Schachzug entpuppen wird oder als verhängnisvoller Fehler endet.
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