Einem Bericht des israelischen Kan-Radio zufolge ist am Montagabend eine israelische Verhandlungsdelegation, angeführt von Ronen Bar, dem Chef des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet, nach Kairo gereist. Dort sollen indirekte Gespräche mit der Hamas geführt werden.
Gleichzeitig hat Israels Premierminister Benjamin Netanjahu Bedingungen für eine Geiselvereinbarung im Konflikt um Gaza dargelegt. Diese Forderungen stießen auf Kritik. Viele beklagten, dass Netanjahu den Verhandlungsprozess unhin unterschwellig verzögere. Insbesondere von Angehörigen der Geiseln wird ihm seit Monaten vorgeworfen, er verhindere eine Einigung mit der Hamas. Sie befürchten, dass ein Abkommen politische Unruhen innerhalb seiner Koalition auslösen und zu Neuwahlen führen könnte. Der Konflikt hat mittlerweile auch Auswirkungen auf die Beziehungen zwischen der Regierung und den Führungsebenen des Militärs und der Geheimdienste.
Jair Lapid, der Führer der israelischen Opposition, äußerte sich ebenfalls kritisch über Netanjahus Positionen. “Wir sind in einer entscheidenden Phase der Verhandlungen, und das Leben der Entführten steht auf dem Spiel. Warum also solche provokanten Äußerungen? Wie trägt das zum Prozess bei?”, kommentierte Lapid auf der Plattform X. An einem landesweiten Protesttag mit dem Titel “Tag der Störung” warfen zudem Tausende Demonstranten in Tel Aviv und Jerusalem Netanjahu vor, die Friedensgespräche zu behindern.
Lapid machte Netanjahu ein weiteres Kompromissangebot: Sollte der Premierminister dem aktuellen Vorschlag zustimmen, versprach seine Partei ihm parlamentarische Rückendeckung in der Knesset.
Der Journalist Ben Caspit kritisierte scharf die von Netanjahu geforderten Richtlinien für jegliche Vereinbarung. Zu diesen zählen unter anderem die Option, den Krieg bei Bedarf wieder aufzunehmen, ein Verbot des Waffenschmuggels von Ägypten nach Gaza, die Verhinderung der Rückkehr bewaffneter Hamas-Kämpfer in den Norden Gazas und das Maximieren der Anzahl der lebend freizulassenden Geiseln. Caspit äußerte dazu: „Netanjahu will kein Geiselabkommen. Ihm ist nicht an einem Ende des Krieges gelegen.“
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