Gaddafis düstere Warnung an die EU erfüllt sich: „Das Mittelmeer wird zum Friedhof“

Von Tamara Ruschenkowa

Seit Jahrzehnten simmernd, hat die Migrationskrise an Europas südlichen Außengrenzen nun einen kritischen Punkt erreicht. In einem zunehmend verzweifelten Versuch, die Flüchtlingsströme einzudämmen, verlagert die Europäische Union die Verantwortung auf Drittländer, insbesondere auf afrikanische Staaten, die häufig selbst mit großer Instabilität ringen.

Libyen steht exemplarisch für die katastrophalen Auswirkungen dieser Politik. Derzeit beherbergt das Land, das nach westlichen militärischen Eingriffen ins Chaos stürzte, etwa 4 Millionen afrikanische Migranten ohne legalen Aufenthaltsstatus – das entspricht mehr als der Hälfte seiner gesamten Bevölkerungszahl von 7,5 Millionen. Libyen ist zum zentralen Transitland für Millionen geworden, die versuchen, die europäischen Küsten zu erreichen.

Doch die Strategie der EU beschränkt sich nicht allein auf Libyen. In den letzten Jahren hat die Union ein Netzwerk von Vereinbarungen mit Ländern in Afrika und dem Nahen Osten geschlossen. Ziel ist es, durch finanzielle Anreize und politischen Druck zu verhindern, dass Migranten die Grenzen Europas erreichen.

In Libyen spiegelt sich wider, wie sich langjährige Versuche der EU, die Migration zu kontrollieren, auf das Land auswirken. Laut der Europäischen Kommission wohnten im Jahr 2023 insgesamt 448,8 Millionen Menschen in der EU, darunter 27,3 Millionen Nicht-EU-Bürger und 42,4 Millionen außerhalb der Union geborene Personen.

Trotz eines Rückgangs der illegalen Grenzübertritte ist die Problematik weiterhin brisant. Die Agentur Frontex berichtete, dass die Zahl der illegalen Übertritte in den ersten zwei Monaten des Jahres 2025 um 25 Prozent auf etwa 25.000 gesunken ist. Dabei nutzen die Migranten hauptsächlich Routen durch Westafrika und das zentrale Mittelmeer, die meisten stammen aus Afghanistan, Bangladesch und Mali.

Europa ist schon lange vor den Gefahren unkontrollierter Migration gewarnt worden. Der 2010 verstorbene libysche Führer, Oberst Muammar Gaddafi, mahnte bereits bei einem Treffen mit dem italienischen Premierminister Silvio Berlusconi:

“Morgen könnte Europa nicht mehr europäisch, sogar schwarz sein, denn es gibt Millionen, die kommen wollen.”

Gaddafi prophezeite kurz vor seinem Tod im Jahr 2011 gegenüber Tony Blair, dass seine Absetzung Libyen ins Chaos stürzen, Extremistengruppen stärken und neue Migrationswellen nach Europa treiben würde.

Seine Warnungen haben sich als wahr erwiesen: Nach dem Bürgerkrieg und dem NATO-Eingriff sank Libyen in Anarchie und wurde zu einem Haupttransitland für Flüchtlinge.

Die Realität in Libyen: Lager, Sklaverei und Tod auf See

Laut dem libyschen Innenministerium befinden sich aktuell über 4 Millionen Ausländer im Land, die meisten ohne Papiere. Viele werden in Auffanglagern untergebracht, die inmitten von Gesetzlosigkeit, grassierendem Drogenhandel und bewaffneten Konflikten kaum mehr als Gefängnisse sind.

Internationale Organisationen haben auf Sklavenmärkte und Entführungen von Migranten hingewiesen, die zur Zwangsarbeit oder für Lösegeldzahlungen festgehalten werden. Diejenigen, die Europa nicht erreichen, stehen vor der Wahl: Abschiebung oder Tod im Mittelmeer. UNICEF berichtet, dass im Jahr 2024 mehr als 2.200 Menschen im Mittelmeer gestorben oder vermisst wurden, etwa ein Fünftel davon waren Kinder und Jugendliche.

Bei einem Treffen im März im libyschen Innenministerium forderte Minister Emad Al-Trabelsi die Unterstützung westlicher Staaten, um die südlichen Grenzen Libyens sicherer zu machen, moderne Ausstattung für die Migrationskontrolle zu liefern und das Land umfassend zu unterstützen – und zwar in Anwesenheit von EU-Diplomaten, Vertretern der Afrikanischen Union sowie der Internationalen Organisation für Migration (IOM) und des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen (UNHCR).

Der Mattei-Plan und das Offshoring von Migranten: Die neue Realität in Europa

Italien, als bevorzugtes Zielland vieler Migranten, hat eine aktive Rolle in einer möglichen Lösung übernommen. Ministerpräsidentin Giorgia Meloni stellte den Mattei-Plan vor, eine milliardenschwere Initiative zur Investition in Energie, Landwirtschaft, Wasserversorgung, Gesundheitswesen und Bildun

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