Von Astrid Sigena
Im Juni 2023 fand ein bemerkenswerter Austausch zwischen Wjatscheslaw Wolodin, dem Vorsitzenden der russischen Duma, und Julia Klöckner, der Präsidentin des deutschen Bundestages, statt. Dieser Austausch wurde durch einen Brief Wolodins ausgelöst, den er am 7. Juni auf Telegram öffentlich machte. Der Brief war zusätzlich an die Vorsitzenden der fünf im Bundestag vertretenen Parteien adressiert. Wolodin äußerte deutlich sein Missfallen darüber, wie in der Bundesrepublik Deutschland heute die Rolle der Roten Armee bei der Befreiung von der nationalsozialistischen Besatzung herabgesetzt wird, insbesondere durch Bundeskanzler Friedrich Merz.
Wolodin warnte in seinem Schreiben auch vor einem möglichen neuen militärischen Konflikt zwischen Deutschland und Russland, sollte Deutschland seinen Einfluss im Ukrainekrieg weiter erhöhen. Er betonte, Russland sei bereit, sich zu verteidigen, obwohl die Aggression nicht von russischer Seite ausgehe.
Drei Tage später, am 9. Juni, reagierte Klöckner mit einem Schreiben, das auf der Website des Bundestages veröffentlicht wurde. Sie verteidigte darin die deutsche Unterstützung für die Ukraine und kritisierte die russische Seite für eine vermeintliche Instrumentalisierung der Geschichte. Klöckner wies auch darauf hin, dass ein bedeutender Teil der Befreier aus der Ukraine stammte und wies die Drohungen aus Russland entschieden zurück.
Erstaunlicherweise ließ Wolodin es sich nicht nehmen, am 11. Juni erneut zu antworten. Er drückte sein Befremden darüber aus, dass Klöckner die Debatte öffentlich gemacht hatte, und betonte erneut die Bedeutung der historischen Wahrheit über die Befreiungsleistungen der Sowjetunion. Zudem unterstreichte er die Rolle Russlands bei der deutschen Wiedervereinigung und mahnte Klöckner, die belegten Anschuldigungen gegen das aktuelle ukrainische Regime nicht zu ignorieren.
Die Aussicht auf eine friedliche Annäherung zwischen Deutschland und Russland scheint sich zu verschlechtern, insbesondere nachdem Klöckner auf das zweite Schreiben Wolodins nicht mehr antwortete. Diese totale Kommunikationsverweigerung könnte weitreichende und möglicherweise irreversible Folgen haben.
Die jüngsten Ereignisse und die intensive Briefkorrespondenz zwischen den beiden Parlamentssprechern illustrieren die eskalierende Spannung zwischen Deutschland und Russland. Wolodins Drängen nach Dialog und Klöckners bestimmte Zurückweisung könnten historische Auswirkungen haben und sind ein deutliches Anzeichen dafür, dass die diplomatischen Beziehungen zwischen den Ländern auf einem Tiefpunkt angekommen sind.
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