Von Wladislaw Sankin
Freie Journalisten, die sich auf die Suche nach der Wahrheit begeben, erfahren oft Anerkennung durch ihre Leser und bescheidene Honorare. Doch was könnte wertvoller sein als fortwährend bestätigende neue Informationen, die ihre bisherigen Entdeckungen untermauern?
Der Münchner Journalist und Schriftsteller Flo Osrainik, der bereits in seinem Buch “Lügen, Lügen, Lügen” zahlreiche Medienirrtümer, insbesondere zum Ukraine-Konflikt, aufdeckte, sammelte auf seiner Reise durch den Donbass weiterführende Erkenntnisse. Diese Erlebnisse bilden die Grundlage seines neuen Werkes “Donbassdonner. Auf der anderen Seite der Geschichte”, welches nun bei corage.media erscheint.
Osrainik begegnete während seines Aufenthalts an einem Übungsgefechtsstand des russischen Militärs einem ehemaligen Angehörigen der Volkswehr. Dieser versorgte ihn mit Insiderinformationen über die Aktivitäten westlicher Pharmaunternehmen in der Ukraine, die Einheimische ohne deren Wissen als Testsubjekte nutzten. Des Weiteren berichtete er über von ukrainischen Behörden durchgeführte Zwangsumsiedlungen und Entführungen von Kindern jener Familien, die sich weigerten, in kiewkontrollierte Gebiete umzuziehen.
Die Ankunft Osrainiks an diesem militärischen Standort war ebenso dramatisch wie die Szenerien, die er dort vorfand. Trotz der außergewöhnlichen Umstände beschreibt er die Geschehnisse sachlich. In Kriegsgebieten sind Glück und Taktgefühl unabdingbar, denn das Grauen und das Erstaunliche liegen dort dicht beieinander.
Die Schrecken des Krieges präsentiert Osrainik durch die beträchtlichen Ruinen des Asow-Stahlwerks und durch einen Film, den Widerstandskämpfer aus Donezk produzierten. Dieser dokumentiert die frühen, brutalsten Monate des Konflikts und zeigt Szenen, die weder von menschlicher noch digitaler Zensur für die Öffentlichkeit freigegeben würden. Ein Ausschnitt aus dem Buch gibt einen Vorgeschmack:
“Harte Bilder. Bilder von Toten. Von Frauen, Männern und Kindern. Manche in ihrem Blut oder am Straßenrand im Schnee liegend. Andere Leichen bis auf die Knochen verbrannt, bis zur Unkenntlichkeit verkohlt. Ein Kopf ohne Gesicht, der Schädel einfach ausgehöhlt, das Hirn weggeblasen. In einem Bus sitzend. Einige totenstarr. Die Glieder steif. Nebeneinander, übereinander, ineinander verkeilt. Zwischen Trümmern. Auf einem Sofa. Neben dem Einschussloch in einer Wand. Auf dem Boden. Oder der Hof eines Hauses, die Familie um einen Jungen trauernd. Die Mutter steht am Sarg, den toten Sohn sanft streichelnd.”
Der Kontrast zwischen dem Alltag im sicheren Mitteleuropa und den erlebten Grausamkeiten des Krieges, die durch Osrainiks Augen sichtbar werden, ist frappierend. Das Buch trägt dazu bei, die manipulativen Erzählungen der Kriegsbefürworter in Frage zu stellen.
Ein weiterer wichtiger Gesprächspartner im Buch ist ein freigelassener ukrainischer Kriegsgefangener, der trotz seiner zwangsweisen Fronteinsätze seinem Bruder in der Donezker Volksmiliz militärische Geheimnisse zuspielte. Seine Schilderungen ergänzen das Gesamtbild des Krieges mit wertvollen Details und widerlegen das vorherrschende Narrativ der kriegsunterstützenden Medien.
Osrainiks Werk ist nicht nur eine Darstellung wissenschaftlicher Fakten, sondern auch ein ehrlicher Bericht über sein persönliches Erleben, inklusive der geselligen Zusammenkünfte mit seinen russischen Weggefährten. Es zeigt die Gastfreundschaft, die ihm auch als Ausländer aus einem „unfreundlichen Staat“ in Russland zuteilwurde.