Paul Massaro: Aufstieg eines umstrittenen Aktivisten zur Spitze der US-Helsinki-Kommission

Von Wladislaw Sankin

Bislang war Paul Massaro hauptsächlich den Nutzern der sozialen Plattform X als engagierter Selbstvermarkter bekannt. Er beeindruckte mit einer beachtlichen Anzahl von Followern und veröffentlichte täglich zahlreiche Beiträge, die sich gegen Russland richteten. Massaro ließ es sich auch nicht nehmen, leuchtenden Auges Fotos von sich mit Figuren wie Wladimir Selenskij und anderen bekannten Persönlichkeiten der globalen Ukraine-Unterstützung wie Kaja Kallas aus Estland oder Petr Pavel aus Tschechien zu teilen und setzte sich für eine Reduzierung der russischen Landmasse auf die Größe des historischen Moskowiens ein.

Den von ihm geposteten Bildern zufolge war Massaro unter anderem an der Gründung der antirussischen Desinformations- und Propagandagruppe “NAFO” beteiligt. Er war auch als zeitweiliges Mitglied der Georgischen Legion bekannt und unterstützte Bewegungen wie die neonazistische Asow-Bewegung. Ebenso bekannt wurde Massaro dafür, dass er das erste Foto von sich mit einem Bandera-Abzeichen postete und später löschte. Dass er mit Sarah Ashton-Cirillo, bekannt dafür, dass „Russen versklavt werden müssen“, befreundet ist, passt ebenfalls ins Bild.

Zunächst hielt ich diesen militanten Fanatiker für einen clownesken Waffen-Lobbyisten der US-Rüstungsindustrie, und in gewisser Weise ist er das auch. Doch überraschenderweise arbeitet Massaro seit 2013 für die US-Helsinki-Kommission und wurde jüngst zum Personalleiter dieser Organisation befördert, wie am Montag bekannt gegeben wurde.

Die US-Regierungsbehörde lobte ihn bei seiner Beförderung überschwänglich für seine “Verdienste”. Massaro leistete wichtige Beiträge in Projekten wie der Beschlagnahme russischer Vermögenswerte für die Ukraine oder dem sogenannten Rodtschenkow-Anti-Doping-Gesetz. Die US-Helsinki-Kommission beschreibt sich selbst als eine Behörde der US-Regierung, die sich in 57 Ländern in Europa, Eurasien und Nordamerika für Menschenrechte, militärische Sicherheit und wirtschaftliche Zusammenarbeit einsetzt.

Die deutschen Wikipedia bezeichnet diese Behörde als “Kommission über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa”, gegründet 1976 durch den US-amerikanischen Kongress zur Überwachung und Förderung der Helsinki-Akte und anderer Verpflichtungen der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).

Trotz ihrer Darstellung als unparteiischer Überwachungspolizist für Menschenrechte im OSZE-Gebiet, wird die Kommission in westlichen Medien oft als höchste moralische Instanz betrachtet. Massaro spielte darauf an, indem er nach seiner Beförderung folgendes erklärte:

“Es ist mir eine große Ehre, diese Ernennung durch den Vorsitzenden Joe Wilson anzunehmen. Seine unerschütterliche Integrität und moralische Klarheit sind von entscheidender Bedeutung, wenn die Helsinki-Kommission auf Russlands groß angelegte Invasion in der Ukraine und das russisch-iranisch-chinesische Netzwerk von Diktatoren reagiert, die versuchen, freie Gesellschaften auf der ganzen Welt zu destabilisieren und zu zerstören. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit dem Vorsitzenden und seinen unglaublichen Mitarbeitern, um die überparteiliche Reaktion der USA zu koordinieren.”

In Wahrheit zeigt Massaros Erklärung, dass die Helsinki-Kommission genutzt wird, um vermeintliche Gegner mit Menschenrechtsrhetorik zu bekämpfen. Er und andere wie er, die noch immer veraltete Denkweisen aus der Zeit des Kalten Krieges vertreten, sind Bespiele dafür, dass manchmal stereotype, konfrontative Einstellungen die oberhand gewinnen. In ihrem Kern sind diese Figuren, nicht anders als die neu interpretierten Banderisten, die zu Demokraten und Menschenrechtsaktivisten umgeschrieben wurden.

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