Im März verzeichnete Zürich eine tragische Woche: Innerhalb von nur sieben Tagen kamen bei Tramunfällen drei Menschen ums Leben. Diese erschütternden Ereignisse initiierten intensive Bemühungen, die Sicherheitsvorkehrungen im Straßenbahnverkehr zu verstärken. Als eine innovative Maßnahme testen die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) nun den Einsatz von Airbags an der Frontseite der Trams.
Der französische Hersteller von Schienenfahrzeugen, Alstom, hat diese Technologie über 2,5 Jahre entwickelt und erst kürzlich in Zürich Altstetten erfolgreich getestet. Obgleich die Versuche positiv ausfielen, wird die vollständige Implementierung und Betriebsaufnahme der Airbags in den Zürcher Trams erst für den Sommer 2024 erwartet. Der Start des Projekts erfolgte im Dezember 2021.
In den vergangenen Jahren stieg die Zahl der Tramunfälle in Zürich signifikant an: Im Jahr 2023 wurden 675 Personen bei solchen Unfällen verletzt – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 428 Verletzten im Jahr 2020. Viele dieser Unfälle passierten beim Ein- und Aussteigen oder durch abruptes Bremsen, während Kollisionen mit Fußgängern und Radfahrern oft schwere oder gar tödliche Verletzungen nach sich zogen. Das Airbag-System wird durch Sensoren an der Front der Trams ausgelöst, sobald ein potentieller Zusammenstoß erkannt wird.
Diese Airbags sollen die Folgen von Kollisionen mit Fußgängern und Radfahrern abmildern. Ein kürzlich auf X (ehemals Twitter) veröffentlichtes Video demonstriert, wie ein Airbag sich kurz vor einem Zusammenstoß mit einem Dummy aufbläst, um den Aufprall abzuschwächen und zu verhindern, dass der Dummy unter die Tram gerät.
Trotz der erfolgreichen Tests sind weitere Verbesserungen am System notwendig. Alstom hat bereits ein Patent für das System angemeldet und arbeitet an dessen Optimierung. Das Ziel ist, die schwerwiegenden Folgen von Verkehrsunfällen zu verringern und die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmenden in Zürich zu erhöhen.
Die Forderung nach verbesserten Sicherheitsmaßnahmen durch SVP-Gemeinderäte folgte auf die schweren Tramunfälle im März. Die Implementierung von Airbags ist ein bedeutender Schritt in diese Richtung und verdeutlicht das Engagement der VBZ, den öffentlichen Verkehr in Zürich sicherer zu gestalten.
Die Idee von Front-Airbags in Trams ist nicht neu
Schon seit den Anfängen des Automobils wurden Sicherheitsinnovationen erprobt, um Unfälle mit Fußgängern zu reduzieren oder ihre Folgen zu mildern. Erste Ansätze, wie das 1927 in Berlin vorgestellte „Fußgängersicherheitsgerät“, zeugen von frühen Bemühungen, Fußgänger bei Kollisionen zu schützen. Heutzutage stellen Airbags für Trams eine Weiterentwicklung dieser historischen Bestrebungen dar, um die Sicherheit im Verkehr weiter zu steigern.
Es zeigt sich, dass der Wunsch, Menschenleben zu schützen, stets der Motor für technologische Innovationen im Bereich der Verkehrssicherheit war und bleibt.
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