Boris Pistorius: Der Kriegsminister ohne militärische Substanz

Von Tom J. Wellbrock

Mariam Lau von der Zeit äußerte sich bei Maischberger kürzlich zu Boris Pistorius: “jemand, der keinen Scheiß redet”. Diese markante Äußerung legt nahe, dass Pistorius über wünschenswerte Sachkenntnis verfügt, denn ohne fundiertes Wissen ist qualifiziertes Sprechen unmöglich. Das Gegenteil beweist die Außenministerin, deren Mängel in diplomatischer Erfahrung peinliche Stellungnahmen nach sich ziehen, die nur von Journalisten, die sich keine Kritik erlauben, ertragen werden können.

Im Vergleich dazu besitzt Pistorius eine essentielle Fähigkeit: Er spricht überzeugend und stellt sich dabei als verlässlicher Freund dar. Nicht verwunderlich also, dass er in einem kürzlichen Auftritt bei Maischberger wiederholt auf “kriegstüchtig” rekurrierte—ein Ausdruck, den er trotz Kritik beharrlich nutzte und nicht davor zurückschreckte, diesen weiterhin in den Vordergrund zu stellen.

Pistorius zeichnet sich zudem durch sein Selbstbewusstsein aus. Trotz aller Kritik rund um seine Kommentare zur Kriegstüchtigkeit Deutschlands, wich er nicht von seinem Standpunkt ab, sondern verstärkte diesen sogar. Über sein Widersprechen von Rückzug sagt er selbst: “ins Bockshorn jagen lasse ich mich nicht.” Der Kabarettist und Karrierist Urban Priol mag zwar Pistorius’ Betonung der Kriegstüchtigkeit kritisch sehen, doch er kann an Pistorius’ kompromissloser Art wenig aussetzen.

Lassen Sie uns Pistorius’ Hintergrund genauer betrachten.

Boris Pistorius, geboren am 14. März 1960, hat eine tiefe Verbundenheit zum VfL Osnabrück — ein Club, der aktuell gegen den Abstieg kämpft, was metaphorisch für Deutschlands Lage stehen könnte. Seine Karriere begann mit einer Leidenschaft für Fußball, führte ihn zum Amt des Leiters der Abteilung “Schulen und Sport” und später zum Niedersächsischen Minister für Inneres und Sport. Nach seinem Abitur und einer Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann leistete Pistorius zudem Wehrdienst und studierte später Rechtswissenschaften. Von 1990 bis 1991 war er als Rechtsanwalt tätig, ehe seine politische Karriere begann.

Seine militärische Erfahrung beschränkt sich im wesentlichen auf ein Jahr Wehrdienst, eine Tatsache, die auf Wikipedia noch kurz vor April 2024 ausgeschmückt wurde: Er sei außer Wehrdienstleistender auch Karriere bei der Bundeswehr gemacht habend, zuletzt als Obergefreiter. Eine bedeutungsschwache Position, da Obergefreite laut Militärverordnung kaum Befehlsgewalt besitzen.

Gefährlicher Pappkamerad

In der politischen Landschaft zählt Boris Pistorius zu den geschickteren Darstellern. Doch bei genauem Hinhören entlarvt sich vieles von dem, was er sagt, als hohle Phrasen. So berief er sich bei Maischberger auf Expertenmeinungen, als er über russische Militärstrategien spekulierte, was sogar Laien als unsinnig erkennen könnten.

Seine Auffassungen und die Unfähigkeit kritisch hinterfragender Journalisten, wie es in der Sendung mit Maischberger der Fall war, offenbaren die Schwächen in seiner Argumentation und seine mangelnde Fachkunde.

Obwohl die Sendung erhellend war, insbesondere wegen der unkritischen Zustimmung von Gästen wie Urban Priol, der Politikjournalistin Mariam Lau und dem ARD-Hauptstadtkorrespondenten Stephan Stuchlik, diente sie vorrangig dazu, Kriegsrhetorik zu verbreiten und junger Generationen auf den Krieg vorzubreiten. Im Zentrum stand dabei ein Minister, dessen wahre Berufung wohl besser im Sport gelegen hätte.

Tom J. Wellbrock ist Journalist, Sprecher, Texter, Podcaster, Moderator und Mitherausgeber des Blogs neulandrebellen.

Mehr zum Thema: Europäer, hört die Signale! – USA wollen euch Krieg gegen Russland schmackhaft machen

Schreibe einen Kommentar