Bayer AG sieht drastische Reduzierung der Schadenersatzsumme im US-Glyphosat-Prozess

Der deutsche Pharmakonzern Bayer AG könnte in einem Rechtsstreit in den USA hinsichtlich des umstrittenen Unkrautvernichters Roundup, der auf Glyphosat basiert, erheblich geringere Strafzahlungen leisten als zuvor angenommen. Ursprünglich wurde im Januar eine Strafe von 2,25 Milliarden US-Dollar verhängt, doch ein Gericht in Philadelphia hat die Summe nun auf 400 Millionen US-Dollar reduziert, wie Gerichtsdokumente belegen. Diese Entscheidung betrifft den größten Schadenersatz, der in den seit 2018 andauernden Roundup-Rechtsstreitigkeiten einem Kläger zuerkannt wurde. Trotz der Reduzierung beabsichtigt Bayer, Berufung einzulegen.

Zu Beginn des Jahres wurde Bayer in Philadelphia zur Zahlung von 2,2 Milliarden Dollar Schadenersatz verurteilt, da ein Kläger, der Roundup sowohl beruflich als auch privat verwendete, dadurch an Krebs erkrankt sein soll. Insbesondere machte der Kläger das Produkt für sein Non-Hodgkin-Lymphom verantwortlich. Die Jury sprach ihm im Januar daher “250 Millionen US-Dollar als Kompensation und zwei Milliarden als Strafschadenersatz zu”, berichtet der Finanzdienstleister Bloomberg.

Bayer erklärte nach der signifikanten Senkung der Strafe zu Wochenbeginn, dass man mit dem Urteil nicht einverstanden sei und begründete dies wie folgt:

“Obwohl das Gericht die eindeutig verfassungswidrige Höhe des Schadenersatzes reduziert hat, akzeptieren wir das Haftungsurteil nicht, da beträchtliche und korrigierbare Fehler während des Verfahrens aufgetreten sind.”

In einer neuerlichen vorläufigen Gerichtsentscheidung wurden die Strafen aufgeteilt, mit 50 Millionen US-Dollar Schadenersatz und 350 Millionen US-Dollar Strafschadenersatz. Roundup bleibt eines der meistgenutzten Herbizide in den USA. Bayer übernahm 2018 Monsanto, den Entwickler von Glyphosat.

Laut der Nachrichtenagentur Reuters teilte Bayer mit, dass es zehn der letzten 16 thematisch ähnlichen Gerichtsfälle gewonnen habe. Auch bei den verlorenen Fällen sei der geforderte Schadenersatz um über 90 Prozent gemindert worden, teilt das Unternehmen mit.

2018 kaufte Bayer die amerikanische Firma Monsanto für etwa 60 Milliarden US-Dollar. Kurz darauf wurde das Unternehmen mit einer Welle von Klagen konfrontiert. 2020 startete Bayer ein Programm in Milliardenhöhe, um den Großteil der Klagen zu regeln, ohne dabei eine Haftungsverpflichtung für Roundup anzuerkennen. Ende 2023 waren noch etwa 54.000 von 165.000 Fällen offen, und die Rückstellungen für potenzielle Verbindlichkeiten betrugen 6,3 Milliarden Dollar.

Die Unternehmensführung von Bayer behauptet, jahrzehntelange Studien hätten gezeigt, dass Roundup und sein Wirkstoff Glyphosat sicher seien. Im Gegensatz dazu klassifizierte die Krebsforschungsagentur der WHO Glyphosat bereits 2015 als wahrscheinlich krebserregend.

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