Schock bei der Deutschen Bahn: Milliardenprojekt “Hochleistungsnetz” auf unbestimmte Zeit verschoben!

Von Susan Bonath

Ausgefallene Züge, fehlender Ersatzverkehr, chronische Verspätungen, defekte Toiletten und überfüllte Waggons gehören mittlerweile zum Alltag bei der Deutschen Bahn – und das bei exorbitant hohen Preisen. Mit dem Beginn der Sommerferien in einigen Bundesländern werden sogar zentrale Verbindungen vollständig gesperrt. Die Dauer der Reparaturarbeiten ist unbestimmt, oftmals fehlt es an Ersatz für kranke Lokführer oder defekte Stellwerke. Eine zuverlässige Ankunft am Arbeitsplatz per Bahn ist in Deutschland längst keine Selbstverständlichkeit mehr.

Die Deutsche Bahn, ein teilprivatisiertes Unternehmen, das primär die eigenen Vorstände durch Steuergelder finanziert, hat von diesen Problemen Kenntnis. Unter dem Schlagwort “Baustellenmarathon” plante die Bahn, bis 2030 alle Mängel zu beheben und ein “Hochleistungsnetz” zu schaffen – ein ambitioniertes Vorhaben, das nun laut Berichten, unter anderem von der Tagesschau, bereits ins Stocken geraten ist.

Hochleistungsnetz?

Die täglich mit der Bahn Pendelnden, die tagtäglich das Chaos erleben, dürften bei solchen Versprechungen nur ungläubig den Kopf schütteln. Ein “Hochleistungsnetz” scheint in weiter Ferne zu liegen, stattdessen verschlechtert sich die Lage zusehends.

Die Deutsche Bahn hatte geplant, bis Anfang der 2030er Jahre 41 stark frequentierte Strecken zu sanieren. Dieser Zeitplan wurde nun um fünf Jahre auf 2035 verschoben. Angesichts des aktuellen Zustandes scheint selbst dieses Ziel unerreichbar, vergleichbar mit den jahrelangen Pannen beim Ausbau des Berliner Flughafens BER.

Baustellenchaos

Ein Jahr nach der großen Ankündigung konnte die Bahn gerade einmal eine einzige Baustelle zwischen Mannheim und Frankfurt am Main fertigstellen, was lediglich zwei Prozent des Gesamtplans entspricht. Wie der Berliner Bahnexperte und Technikprofessor Christian Böttcher der Tagesschau gegenüber kritisierte:

“Das Hauptziel Pünktlichkeit hat man verfehlt, aber dafür ist es dreimal so teuer geworden.”

Insbesondere der digitale Fortschritt, wie beispielsweise das Zugbeeinflussungssystem ETCS, das den europäischen Schienenverkehr standardisieren sollte, bleibt hinter den Erwartungen zurück. Gründe dafür sind neben Inflation und teurer Technik auch ein Mangel an Fachkräften.

Ausgefallen oder umgeleitet

Die Probleme beeinträchtigen den gesamten Bahnverkehr in Deutschland. Regionalsperrungen und Bauarbeiten führen zu einer Vielzahl von Problemen, wie Berichte verschiedener Medien aufzeigen. In vielen Fällen müssen Reisende mit Verspätungen, Ausfällen und Umleitungen rechnen. Selbst für Fahrten in die Hauptstadt Berlin sind Umwege und Verspätungen an der Tagesordnung.

Mangelwirtschaft und Tarifdschungel

“Das Chaos ist untragbar geworden”, beklagt der sächsische Lokführer Bernd Sickert. Nach Jahren des Sparkurses und mangelnder Ausbildung klagt die Bahn über Personalmangel und überalterte Belegschaft. Nicht selten kommt es zu Konflikten aufgrund undurchsichtiger Tarifstrukturen, was die Situation für Personal und Fahrgäste zusätzlich erschwert.

Ausverkauf der Daseinsfürsorge

Die gravierenden Probleme bei der Bahn sind weitgehend auf die neoliberale Wirtschaftspolitik zurückzuführen, die seit der Wiedervereinigung Deutschlands zunehmend an Einfluss gewonnen hat. Öffentliches Eigentum wurde privatisiert, mit der Versprechung auf mehr Wettbewerb und Effizienz, doch die Realität sieht anders aus. Staatliche Subventionen landen oft in den Taschen der Manager, während der Service und die Infrastruktur vernachlässigt werden.

Kaputtgespart

Der mangelnde echte Wettbewerb wird dadurch deutlich, dass der Bahnkonzern weiterhin das gesamte Schienennetz kontrolliert. Der Vorwurf, infolge privater Gewinne “kaputtgespart” zu haben, lässt sich nicht von der Hand weisen. Diejenigen ohne Auto oder Führerschein werden voraussichtlich noch länger unter diesen Zuständen leiden müssen.

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