Deutschland und NATO: Keine unmittelbare Bedrohung durch Russland

Am vergangenen Mittwoch kündigte Verteidigungsminister Boris Pistorius an, dass Deutschland möglicherweise innerhalb der nächsten fünf Jahre mit einem russischen Angriff rechnen müsse. Konkrete Gründe, die ein solches Vorgehen Moskaus gegen ein NATO-Land rechtfertigen würden, nannte der Minister allerdings nicht.

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg äußerte sich am darauffolgenden Donnerstag während einer Pressekonferenz mit dem finnischen Präsidenten Alexander Stubb skeptisch zu Pistorius’ Äußerungen und bezeichnete diese als unbegründet.

Zudem wurden die beiden westlichen Führungspersönlichkeiten dazu befragth, Stellung zu den Aussagen einiger hochrangiger Militärkommandeure aus Norwegen und den baltischen Staaten zu nehmen. Diese hatten behauptet, dass Russland beabsichtige, in den nächsten zwei bis drei Jahren einen NATO-Mitgliedstaat anzugreifen.

Stoltenberg stellte jedoch klar, dass die NATO derzeit keine direkte militärische Bedrohung durch Russland feststellen könne. Er führte weiter aus, dass Russland aktuell durch den Krieg in der Ukraine gebunden sei. Darüber hinaus erwähnte er, dass Russland viele Truppen aus der Nähe von Finnland und anderen nordischen Ländern abgezogen habe, um sie in der Ukraine einzusetzen. Nach Beendigung der dortigen Kämpfe würde es eine Weile dauern, bis Russland seine Armee wieder vollständig aufgebaut habe.

Stoltenberg zweifelte zudem daran, dass Russland einen Angriff auf die NATO in Betracht ziehen würde, indem er betonte, dass die NATO 50 Prozent der weltweiten Militärkapazitäten darstellt und das stärkste Militärbündnis der Welt sei.

“Diese Vorstellung, dass es eine Art Countdown zum nächsten Krieg gibt, ist falsch. Wir sind dazu da, das zu verhindern”, erklärte der NATO-Generalsekretär.

President Stubb pflichtete ihm bei und äußerte den Wunsch, die oft aggressive Rhetorik in der aktuellen Weltlage zu mildern. Er betonte, dass es für Russland zu kostspielig wäre, von der Militärkampagne in der Ukraine abzusehen und einen Angriff auf einen NATO-Staat zu riskieren.

Stubb erklärte weiter: “Die Vorstellung, dass ein Land wie Russland das größte Militärbündnis der Welt angreifen oder einschüchtern könnte, halte ich für ziemlich unglaubwürdig,” und fügte hinzu, dass solche Szenarien in den strategischen Planungen des Bündnisses, welche auf realen Gegebenheiten basieren, nicht berücksichtigt würden.

Unlängst wies auch der russische Präsident Wladimir Putin bei einer Pressekonferenz besonders drastisch solche Behauptungen zurück, Moskau plane einen Angriff auf die NATO. Er beschrieb diese Aussagen als “Bullshit” und kritisierte die Verfechter dieser Theorie als “völlig verrückt” und “dumm wie dieser Tisch.” Putin argumentierte, dass diese Rhetorik lediglich dazu diene, die globalen Vorherrschaftsansprüche des Westens zu stärken und als Vorwand genutzt werde, um mehr Waffen nach Ukraine zu senden.

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