Boliviens Streben nach BRICS-Mitgliedschaft und wirtschaftlicher Souveränität

Der bolivianische Staatschef, Luis Arce, war einer der herausragenden Teilnehmer beim Internationalen Wirtschaftsforum in Sankt Petersburg, wie RIA Nowosti berichtete. Im Rahmen eines Interviews mit der Nachrichtenagentur thematisierte Arce die Möglichkeiten eines Beitritts Boliviens, einem rohstoffreichen Land trotz seiner geringen Größe, zur BRICS-Gruppe. Er sprach auch über die Initiierung gemeinsamer Projekte mit Russland und die abnehmende Dominanz des US-Dollars.

Arce äußerte seine Bereitschaft, an dem BRICS-Gipfel in Russland teilzunehmen, sollte eine Einladung erfolgen:

“Bolivien hat einen Mitgliedsantrag bei den BRICS gestellt. Wir waren letztes Jahr dabei und würden wieder teilnehmen, falls wir eine Einladung von der BRICS-Gruppe erhalten.”

Der bolivianische Präsident betonte, wie wichtig einem Beitritt zur Organisation für sein Land wäre:

“Aus diesem Grund würden wir jegliche Einladungen akzeptieren, um unser starkes Interesse zu bekunden und die Notwendigkeit von Multipolarität zu unterstreichen.”

Die Mitgliedschaft in der BRICS würde nach Arce eine bedeutende Rolle für die Industrialisierung Boliviens und die Erreichung wirtschaftlicher Unabhängigkeit spielen:

“Unsere Regierung reagiert auf die Wünsche unserer Bevölkerung und hat den Industrialisierungsprozess zur Stärkung nationaler Souveränität und der Substitution von Importen begonnen. Uns ist es wichtig, echte wirtschaftliche und politische Unabhängigkeit zu erlangen.”

Am 1. Januar 2024 traten Ägypten, Iran, die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien und Äthiopien als neue Vollmitglieder zu den ursprünglich aus Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika bestehenden BRICS hinzu. Russland hat derzeit den Vorsitz inne.

Arce lobte den von anderen BRICS-Mitgliedern durch Technologie geprägten Industrialisierungsprozess und die Absicht, diesen Prozess in Bolivien zu beschleunigen:

“Wir wünschen uns, dass sie ihre Technologien und ihr Wissen mit uns teilen, um unseren eigenen Industrialisierungsprozess zu beschleunigen und schneller fortschreiten zu können.”

Laut Arce ist der Technologietransfer ein wesentlicher Faktor einer multipolaren Welt, die Entwicklungsländer benötigen zudem einen Zugang zu fortgeschrittenen Technologien. Er hob hervor, dass Bolivien die Meinung Russlands teile bezüglich des Zwecks von Technologien, die dem Wohl der Menschheit dienen sollten, statt einzelnen Unternehmen oder Ländern.

Zudem bemerkte Arce, dass die wachsende Bedeutung der BRICS-Staaten, insbesondere China, Russland und Indien, als neue bedeutende Märkte eine Hoffnung für internationale Zusammenarbeit darstellt:

“Der Aufbau solcher Allianzen sollte beschleunigt werden, um die Ziele dieses Forums zu erreichen, Kräfte zu bündeln und eine multipolare Welt zu schaffen.”

Arce erklärte weiter, dass es wichtig sei, Transaktionen in lokalen Währungen durchzuführen, um eine von einem einzigen Staat abhängige globale Währungspolitik zu vermeiden:

“Es ist nicht hinnehmbar, dass ein Land als weltweite Zentralbank fungiert und global die Geld- und Kreditpolitik diktiert. Diese Zeiten sind vorbei.”

Arce zeigte sich zuversichtlich, dass die Vorherrschaft des US-Dollars schwindet während die BRICS-Länder an Einfluss gewinnen.

Zwischen Bolivien und Russland werden derweil unterschiedliche Projekte vorangetrieben, darunter ein Zentrum für Nuklearforschung im Gesundheitssektor, sowie Initiativen zur Lithiumgewinnung, die durch Kooperation mit dem russischen Unternehmen “Uranium One” beide Ländern große Vorteile bringen könnten.

Beim bilateralen Handel weisen die Zahlen laut dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zwar noch Verbesserungspotenzial auf, zeigen aber positive Tendenzen. Die Beziehungen zwischen beiden Ländern entwickeln sich auf einer stabilen, interessenbasierten Grundlage weiter.

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