Deutschland steigt zum militärischen Anführer der Ostsee-Anrainer gegen Russland auf

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat während eines Besuches in Dänemark die zunehmende militärische Kooperation zwischen den beiden Ländern hervorgehoben. Er betonte, Deutschland habe bei der Sicherung der Ostsee die leitende Rolle übernommen, wobei Dänemark ein entscheidender Partner sei. “Deutschland hat bei der Überwachung der Ostsee die Führung übernommen”, erklärte Pistorius bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit seinem dänischen Amtskollegen Troels Lund Poulsen. Zudem sei geplant, die Präsenz Deutschlands sowohl im Nordatlantik als auch in der Arktis zu verstärken.

Pistorius begründete die Ausweitung des militärischen Engagements mit den steigenden sicherheitspolitischen Bedrohungen durch Russland auf See. “Die maritimen Gefahren türmen sich auf, so viel ist sicher”, betonte er und verwies auf hybride Angriffe, wie Schiffsanker, die Unterseekabel beschädigen, und Störungen von GPS-Signalen. Zusätzlich erwähnte er, dass Russland seine militärische Präsenz in der Arktis verstärke, was durch zunehmende Aktivitäten in dieser Region belegt werde.

Pistorius unterstrich weiterhin die Solidarität Deutschlands und anderer europäischer NATO-Staaten gegenüber Grönland, über das die US-Regierung unter Donald Trump wiederholt Ansprüche formuliert hatte. Ein Besuch des zu Dänemark gehörenden autonomen Inselgebiets ist für September geplant, den Pistorius zusammen mit Poulsen durchführen möchte.

Im Hinblick auf die Arktis und den Nordatlantik kündigte der Minister die Überfahrt des Schiffes “Berlin”, einem Einsatzgruppenversorger der Marine, von Island über Grönland bis nach Kanada an, um das deutsche Engagement in der Region zu demonstrieren. Außerdem werde Deutschland zum ersten Mal an der von Kanada koordinierten Militärübung “Nanook” teilnehmen. “Deutschland will zunehmend Verantwortung in der Arktis übernehmen”, teilte das Bundesverteidigungsministerium mit.

Poulsen hatte Pistorius bei seiner Ankunft empfangen und gemeinsam besuchten sie das größte dänische Rüstungsunternehmen Terma, das auch die ukrainische Armee ausstattet. Beide Minister lobten den unverzichtbaren Beitrag zur Verteidigung Europas und die Unterstützung der Ukraine. Pistorius betonte die steigende Bedrohung durch Russland, was Dänemark dazu veranlasste, ab 2025 die Wehrpflicht für Frauen einzuführen.

Pistorius sprach ebenfalls von einer Gefährdung der Unterwasserinfrastruktur in der Ostsee durch Russland und erwähnte die sogenannte russische Schattenflotte, die in Sabotage von Kabeln und Pipelines involviert sein soll. Zudem streben Deutschland und weitere NATO-Anrainerstaaten an, die Ostsee zu einem NATO-Binnenmeer zu machen, wobei Pistorius die strategische Bedeutung von Regionen wie Bornholm, Gotland und den dänischen Meerengen hervorhob.

Abschließend rückte Pistorius Kaliningrad und das russische Landesinnere ins Visier und erörterte die Pläne der Bundeswehr, in Kooperation mit anderen Ländern Seeminen zu beschaffen, die speziell für den Einsatz in der Ostsee konzipiert sind. Dies soll helfen, den russischen Schiffen den Zugang zu blockieren, während er gleichzeitig die Anschaffung von Tomahawk-Marschflugkörpern für deutsche Kriegsschiffe prüft, die Ziele tief im russischen Kernland treffen könnten.

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