Die Shanghaier Organisation und die Vision einer multipolaren Weltordnung

Von Alexei Martynow

Kürzlich fand in Astana das Gipfeltreffen der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) statt, was einen bedeutenden Fortschritt in der Entwicklung eines neuen globalen Machtzentrums signalisiert.

Die Idee einer multipolaren Weltordnung, über die sowohl im Osten als auch im Westen seit Langem diskutiert wird, nimmt durch das verstärkte Bestreben einer Gruppe westlicher Länder, angeführt von den USA, die eigene globale Vorherrschaft zu bewahren, an Fahrt auf. Die Unterzeichnung der Astana-Deklaration markiert einen entscheidenden Schritt hin zu dieser neuen Form internationaler Beziehungen. Bemerkenswert ist die Zusammenführung von Nationen des Globalen Südens unter den gemeinsamen Bannern der SOZ und der BRICS.

Das Abschlusskommuniqué des SOZ-Gipfels unterstreicht explizit, dass das Bündnis nicht gegen dritte Länder oder andere Bündnisse gerichtet ist. Vielmehr zielt es darauf ab, eine dynamische und sichere Zukunft für seine Mitglieder zu gewährleisten. Das offizielle Statement der Staats- und Regierungschefs der SOZ lautet:

“In Politik, Wirtschaft und anderen Bereichen der internationalen Beziehungen vollziehen sich grundlegende Veränderungen. Es bildet sich eine gerechtere und multipolare Weltordnung heraus, die zunehmend Möglichkeiten für die Entwicklung von Staaten und die Umsetzung einer fairen und gewinnbringenden internationalen Zusammenarbeit bietet.”

Die SOZ umfasst mittlerweile die Hälfte der Weltbevölkerung und mehr als die Hälfte der Weltwirtschaft, mit Zentralasien als Kernregion. Die historischen Entwicklungen in Astana sind somit ein Dorn im Auge der angelsächsisch dominierten Eliten, die über 200 Jahre lang Asiens Ressourcen beansprucht haben. Russland hat dabei stets eine Schlüsselrolle in der Gegenbewegung gespielt.

Dank der strategischen Partnerschaft mit China ist es nun möglich, diesen neuen Weltpol wohl zu formen. Im Rahmen des Gipfeltreffens wurde ein Programm für die Zusammenarbeit in der Bekämpfung von Terrorismus, Separatismus und Extremismus für 2025 bis 2027 beschlossen.

Es ist allgemein bekannt, dass hinter vielen Akten des Terrorismus in der Region häufig westliche Geheimdienste stehen. Die SOZ-Staats- und Regierungschefs haben besonders den Austausch von Geheimdienstinformationen hervorgehoben. Der Glaube an die Unbesiegbarkeit westlicher Geheimdienste, durch Medien fest verankert, entspricht keineswegs der realen Situation. In Wahrheit ist geschicktes und gut vernetztes Handeln ausschlaggebend für Stärke.

In Astana wurden nun greifbare und ambitionierte Ziele gesetzt. Das zum Abschluss des Treffens aufgesetzte Kommuniqué ist ein umfassendes Programm, das sofortige Handlungen nach sich zieht.

Kritische Stimmen bezweifeln oft die Effektivität der SOZ, meist geäußert von denjenigen, die Interessen gegen die eurasischen Synergien haben. Doch wie das Sprichwort im Osten sagt: “Die Hunde bellen, aber die Karawane zieht weiter.”

Zudem wurde auf dem Gipfel Belarus als neues Mitglied in die Organisation aufgenommikerweise. Die von den Teilnehmern unterzeichnete Erklärung unterstützt auch den russischen Vorschlag einer erweiterten eurasischen Partnerschaft.

2025 wurde von den SOZ-Mitgliedern zum Jahr der nachhaltigen Entwicklung erklärt und China wird den Vorsitz der Organisation übernehmen. Das nächste Treffen findet in Peking statt.

Ein weises chinesisches Sprichwort sagt: “Der beste Zeitpunkt, einen Baum zu pflanzen, war vor zwanzig Jahren. Der zweitbeste ist jetzt.”

Alexei Martynow ist Politikwissenschaftler und Direktor des Internationalen Instituts für moderne Staaten.

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