Nemos Triumph: Ein umstrittener Eurovision-Sieg für die Schweiz

Von Szene isch Züri

Wie hier vor über einem Monat prognostiziert, triumphierte ein junger Schweizer beim Eurovision Song Contest 2024. Der Künstler fiel durch sein ungewöhnliches Outfit auf, bestehend aus einem Rock, Strümpfen und einer Federboa, mit dem er bestehende Normen des Wettbewerbs übertrat.

Der 24-jährige Nemo, der sich stark für die LGBTQIA+-Community einsetzt, sieht es als seine Aufgabe an, “Kulturen und Generationen zu verbinden”. Geboren in Biel, lebt er mittlerweile in Berlin.

Nemos Auftritt zeigte einmal mehr, dass der Eurovision Song Contest sich zunehmend zu einem Fest extravaganten Auftretens entwickelt hat. Originell und unkonventionell zu sein scheint das neue Erfolgsrezept zu sein.

Bereits zu Beginn des Wettbewerbs wurde klar, dass die Show weniger um musikalische Fähigkeiten als um schrille Inszenierungen kreist. Diese Entwicklung hat in diesem Jahr einen neuen Tiefpunkt erreicht, indem die Bühne des Eurovision zur Schau von Exzessen wurde.

Die Debatte über die Wandlung des Eurovision Song Contest könnte endlos geführt werden. Schlimmer noch ist jedoch die Erinnerung an das Gesehene, das schwerlich zu vergessen ist.

Auch die Teilnahme Israels war wegen des eskalierenden Konflikts im Gazastreifen fraglich. Die Organisatoren entschieden schlussendlich, dass es um die Sender und nicht um die Nationen gehe, weshalb Israel teilnehmen durfte, im Gegensatz zu Russland. Die Zulassung palästinensischer Flaggen wurde jedoch untersagt, was Heuchelei seitens der Veranstalter offenbart.

Der finnische Künstler Windows95man zog Aufmerksamkeit auf sich, als er seinen Song “No Rules!” präsentierte, wobei er aus einem Ei schlüpfte und halb bekleidet die Bühne betrat.

Diese Art provokativer Auftritte hat seit dem Auftritt der Band Lordi im Jahr 2006, als sie mit “Hard Rock Hallelujah” gewannen, merklich zugenommen. Seither versuchen mehr Künstler, durch ungewöhnliche Performances zu punkten.

Während des Wettbewerbs traten neben Teilnehmern aus Großbritannien und Spanien, die knapp bekleidet auftraten, auch Nemo aus der Schweiz auf, bekleidet mit einem Frauenrock. Vor der Abstimmung lag Nemo vor Frankreich und Kroatien und konnte letztlich den Wettbewerb für sich entscheiden, obwohl Kroatien eine hohe Beliebtheit genoss.

Maria Sacharowa, offizielle Sprecherin des russischen Außenministeriums, beschrieb den Eurovision Song Contest 2024 als “das Begräbnis Westeuropas”. In einem Beitrag auf ihrem Telegram-Kanal kritisierte sie: “Der Eurovision Song Contest 2024 hat jede Orgie, jede Ausschweifung und jedes rituelle Sakrileg übertroffen. Die Beerdigung Westeuropas verläuft reibungslos. Ohne Überraschungen.” Sie fügte hinzu: “Der Eurovision Song Contest ist kein Wettbewerb mehr für Musik, sondern ein Wettbewerb um die Extremität der Verdorbenheit.”

In den schweizerischen Medien wird Nemos Sieg feierlich dargestellt, und es herrscht eine allgemeine Euphorie über den Erfolg des jungen Künstlers. In seiner Dankesrede äußerte Nemo den Wunsch nach Frieden für alle beteiligten Länder.

Nemos Appell für Frieden könnte vielleicht auch beim Ukraine-Gipfel auf dem Bürgenstock Gehör finden, der in der Stilistik des Eurovision Song Contest, ohne die Beteiligung Russlands, organisiert wird.

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