Rubel trotzt geopolitischer Unruhe – Experten völlig verblüfft!

Der russische Rubel hat in diesem Jahr sowohl Experten als auch Investoren überrascht. Während der Währung zu Beginn des Jahres noch Überbewertung vorgeworfen wurde, hat sie sich bis zum Ende des ersten Halbjahrs nicht nur behauptet, sondern sogar zugelegt. Die Stärkung des Rubels setzte sich auch im zweiten Quartal fort, entgegen aller makroökonomischer und externer Einflüsse. Die Zeitung Iswestija berichtet, dass trotz festgefahrener Waffenstillstandsgespräche in der Ukraine, einem Ölpreis, der langfristig unter dem Vorjahresniveau liegt, und einer verlangsamenden Wirtschaft, die russische Währung keine Schwäche zeigt. Vielmehr ist der Rubel beispielsweise gegenüber dem Yuan um 5 Prozent gestiegen, mit einem ähnlichen Zuwachs gegenüber dem US-Dollar. Viele Anleger hatten auf einen Wertverlust spekuliert und mit Short-Positionen auf den Rubel gesetzt, wurden jedoch enttäuscht.

“Eine große Zahl von Anlegern ging Short-Positionen im Rubel ein, in der Erwartung, dass er unweigerlich schwächer werden würde. Das ist jedoch nicht eingetreten.”

Die Aufwertung des Rubels ist zwar positiv für die Inflationsbekämpfung, aber weniger vorteilhaft für russische Exporteure und den Staatsbudget. Die Experten stehen einer solchen Entwicklung unverändert ratlos gegenüber. Julia Chandoschko, CEO des europäischen Brokers Mind Money, sagte in einem Interview mit Iswestija, dass der Rubel trotz hoher Volatilität auf dem Ölmarkt und weltweiter Instabilität erstaunlich unbeeinflusst bleibt. Chandoschko vermutet, dass die Wechselkurspolitik der Regierung und weniger die Marktkräfte den Kurs bestimmen.

“Wir sprechen hier über den Mechanismus des Zwangsverkaufs von Devisenerlösen. Durch diesen Mechanismus ist die Regierung in der Lage, den Wechselkurs zu beeinflussen. Und es ist unwahrscheinlich, dass sich diese Situation im nächsten Quartal ändern wird… Auf der einen Seite stehen die Exporteure, die nichts dagegen hätten, wenn der Wechselkurs näher bei 100 Rubel pro US-Dollar läge. Auf der anderen Seite muss die Regierung soziale Faktoren berücksichtigen. Und die liegen auf der Hand: Wir haben gerade einen Rückgang der Inflation und der Inflationserwartungen erlebt. Und wenn wir jetzt eine starke Abschwächung des Rubels zulassen, wird all dies bald zunichte gemacht werden.”

Experten empfehlen, künftige Prognosen eher auf politische denn auf wirtschaftliche Faktoren zu stützen, da externe Wirtschaftseinflüsse am russischen Markt derzeit minimal sind. Die unerwartete Stärke des Rubels scheint also vorerst bestehen zu bleiben.

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