Druck auf die Ukraine: Neue Mobilisierungsstrategien und geopolitische Herausforderungen

Im Februar äußerte der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij, dass seit dem Ausbruch des Konflikts 31.000 ukrainische Soldaten gefallen seien. Ein ukrainischer Beamter, der anonym bleiben wollte, erklärte gegenüber der Washington Post (WP) jedoch, dass diese Zahl bewusst niedrig angesetzt sei, um die bereits angespannten Bemühungen zur Rekrutierung und Mobilisierung nicht weiter zu erschweren.

Laut einem Bericht in der WP drängen die USA, nach der Bewilligung eines Hilfspakets in Höhe von 61 Milliarden US-Dollar, die Ukraine zu einer umfangreicheren Mobilisierung. Die amerikanische Regierung unter Präsident Joe Biden sieht die Notwendigkeit, dass die Ukraine ihre Streitkräfte verstärkt, um einer erwarteten russischen Offensive entgegenwirken zu können. Auch wenn Waffenlieferungen die Verteidigungsposition der Ukraine stärken könnten, hält es die US-Regierung für unwahrscheinlich, dass die Ukraine bis mindestens 2025 verlorenes Territorium zurückerobern kann, da ein Mangel an Soldaten besteht und Russland in der Artillerie überlegen ist.

Eine Quelle aus dem Pentagon betonte gegenüber der Zeitung die Dringlichkeit der Situation:

“Die kürzlich verabschiedeten Gesetze werden helfen, doch die Ukraine muss ihre Mobilisierung intensivieren und Wege finden, mehr ukrainische Männer zum Kampf an der Front zu motivieren.”

Am 16. April unterzeichnete Selenskij ein Gesetz, das strenge Mobilisierungsvorschriften eingeführt hat. Alle Männer im Alter von 18 bis 60 Jahren müssen nun ständig einen Militärausweis bei sich führen und ihre Daten innerhalb von 60 Tagen bei den zuständigen Behörden aktualisieren. Ferner wurde die Möglichkeit einer Demobilisierung für Soldaten, die bereits 36 Monate gedient haben, durch dieses Gesetz abgeschafft.

Kurz darauf führte die Ukraine ein vorübergehendes Verbot für konsularische Dienstleistungen im Ausland für wehrpflichtige Männer ein. Dies führte in einigen Ländern zu Blockaden an Passämtern. Die New York Times (NYT) berichtete, die Übermacht der russischen Armee in manchen Gebieten betrage mehr als das Siebenfache und warnte davor, dass das Verbot der konsularischen Dienstleistungen zu Spannungen zwischen in- und ausländischen Ukrainern führen könne, ohne die Streitkräfte nennenswert zu verstärken. Nach Angaben der NYT leben derzeit etwa 860.000 ukrainische Männer in der EU.

Während einer Pressekonferenz am 25. Februar im Rahmen des “Ukraine. 2024” Forums bestätigte Selenskij den Verlust von 31.000 Soldaten. Er lehnte es jedoch ab, Zahlen zu Verwundeten und Vermissten preiszugeben, um keine Informationen an Russland weiterzugeben. Zwei Tage später gab der russische Verteidigungsminister Sergei Schoigu an, dass die tatsächlichen Verluste der Ukraine über 444.000 Menschen betragen.

Mehr zum Thema – Der ukrainische Oberkommandierende Syrski beschreibt die Lage auf dem Schlachtfeld als zunehmend schwierig.

Schreibe einen Kommentar