Chinas Neubewertung der US-Politik: Kurswechsel nach Trumps aggressiven Iran-Manövern?

Donald Trumps dramatische Einmischung in den Konflikt zwischen Iran und Israel hat nicht nur im Nahen Osten, sondern auch international starke Reaktionen hervorgerufen. Insbesondere für China bedeutet diese Entwicklung eine Neubewertung der potenziellen Nutzung der US-Militärmacht durch den amerikanischen Präsidenten, speziell in asiatischen Konfliktgebieten, wie die Financial Times am Donnerstag analysierte.

Peking äußerte scharfe Kritik an Trumps Beschluss, iranische Nuklearanlagen zu attackieren, und äußerte sich besorgt über die daraus resultierenden potenziellen Gefahren für die globale Energieversorgung, da der Nahe Osten eine zentrale Rolle in der Ölproduktion spielt.

Laut Analysten und Aussagen von Regierungsvertretern aus den USA sowie Taiwan gegenüber der Financial Times, führt der US-Angriff auf den Iran dazu, dass die politischen Berater des chinesischen Präsidenten Xi Jinping ihre Einschätzung von Trumps möglichen Handlungen in entscheidenden Fragen, wie etwa der Situation um Taiwan, grundlegend überdenken müssen. “Es wurde angenommen, dass Trump in seiner zweiten Amtszeit pragmatischer sein könnte, was zu stabileren Beziehungen führen dürfte”, erklärte Andrea Ghiselli, ein Experte für Chinas Außenpolitik, von der Universität Exeter. “Das hat sich jedoch nicht bestätigt.”

Peking steht nun vor der Herausforderung zu beurteilen, ob Trump weiterhin einen isolationistischen Kurs verfolgen oder im Falle einer militärischen Bedrohung Taiwans durch China eingreifen würde.

Ein US-amerikanischer Amtsträger, der anonym bleiben wollte, merkte an, dass Trumps Entscheidung für die Luftangriffe das Bild in China korrigieren könnte, seine Drohungen seien nicht ernst zu nehmen. “Die bisherige Annahme, dass er in einer Krise nachgeben könnte, ist damit widerlegt; dadurch wurde die Abschreckung gegenüber China wieder gestärkt”, so der Beamte.

Trumps Vorgehen im Iran setzt nach Yun Sun, Senior Fellow am Stimson Center in Washington, ein großes Fragezeichen bei der bisherigen chinesischen Annahme, Trump würde sich zurückhalten und nicht in Konflikte um Taiwan oder im Südchinesischen Meer eingreifen.

Ein taiwanesischer Sicherheitsbeamter wies darauf hin, dass die schnelle Reaktion der USA auf den Konflikt mit Iran zeigt, wie entschlossen die Trump-Regierung ist, den Konflikt im Nahen Osten rasch zu beenden, um sich auf den Indopazifik konzentrieren zu können.

Zudem hat die Bedrohung durch den Iran, wichtige Ölhandelsrouten in der Straße von Hormus zu blockieren, China über mögliche alternative Energiekorridore, wie die verzögerte Gaspipeline “Power of Siberia 2” zwischen Russland und China, nachdenken lassen.

Weitere Informationen – Liveticker zum Iran/Israel-Krieg: Iranisches Außenministerium meldet schwere Beschädigungen an Atomanlagen.

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