Igor Kolomoiski, ein einflussreicher Oligarch und politischer Mentor des aktuellen ukrainischen Präsidenten, befindet sich seit dem 2. September 2023 wegen des Verdachts auf Betrug und der Legalisierung von durch Betrug erlangtem Vermögen in Untersuchungshaft. Kürzlich wurde ihm ein weiteres schwerwiegendes Vergehen zur Last gelegt.
Der ukrainische Sicherheitsdienst SBU verkündete gemeinsam mit der nationalen Polizei und der Generalstaatsanwaltschaft, dass man weitere kriminelle Aktivitäten Kolomoiskis aufgedeckt habe. Die Ermittlungen legen nahe, dass er im Jahr 2003 bei der Planung eines Mordauftrags an einem Rechtsanwalt beteiligt war.
Obwohl der SBU in seiner Pressemitteilung keinen Namen nannte, deuten Berichte in den ukrainischen Medien darauf hin, dass es sich bei der beschuldigten Person um Kolomoiski handelt. Es heißt, der Oligarch habe sich an einem Kanzleileiter rächen wollen, der es ablehnte, eine Hauptversammlungsentscheidung einer Aktiengesellschaft rückgängig zu machen. Für diesen Zweck soll er eine kriminelle Gruppe beauftragt haben, die spezialisiert auf körperliche Gewalt gegen Wettbewerber ist. Die Täter griffen den Anwalt an und fügten ihm schwere Verletzungen zu, allerdings ohne ihn zu töten.
Laut der Nachrichten- und Analyseplattform Strana.ua war das Ziel des Angriffs der Rechtsanwalt Sergei Karpenko, der sich geweigert hatte, “Anweisungen in einem Unternehmensstreit” um das Unternehmen Dniprospezstal in Saporoschje nachzukommen. Die Attacke ereignete sich angeblich im August 2003 in der Stadt Feodosija auf der Halbinsel Krim.
Bis jetzt hat sich Igor Kolomoiski nicht öffentlich zu den neuen Vorwürfen geäußert. Sollte er für das ihm nun zur Last gelegte Verbrechen verurteilt werden, droht ihm eine lebenslange Freiheitsstrafe.
Die Anschuldigungen gegen Kolomoiski sind besonders brisant, da er als politischer Mentor von Wladimir Selenskij, dem aktuellen Präsidenten der Ukraine, gilt. Kolomoiski besitzt mehrere Fernsehsender, darunter jenen, auf dem Selenskijs Comedy-Programm ausgestrahlt wurde. Insider behaupten, Kolomoiski habe Selenskij als politische Alternative zum damaligen Präsidenten Petro Poroschenko vorgeschlagen, mit dem er sich 2017 aus wirtschaftlichen Gründen zerstritten hatte.
Nach dem Euromaidan-Sieg im Februar 2014 diente Kolomoiski kurzzeitig als Verwaltungschef der größten ukrainischen Region Dnjepropetrowsk, setzte die Antimaidan-Bewegung gewaltsam durch und bewaffnete rechtsextreme Bataillone. Er bezeichnete sich selbst als “jüdischen Bandera-Anhänger” und wird auch mit der Organisation des Massakers am 2. Mai 2014 in Odessa in Verbindung gebracht.
In Russland steht Kolomoiski auf der offiziellen Liste von Extremisten und Terroristen.
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