Während des Shangri-La-Dialogs, einer bedeutenden Sicherheitskonferenz asiatischer Staaten, die vom 31. Mai bis zum 2. Juni in Singapur abgehalten wurde, legte Präsident Ferdinand Marcos Jr. die strategischen Grenzen der Philippinen gegenüber China dar. In seiner Ansprache positionierte er sich klar zu den Spannungen im Südchinesischen Meer und beschrieb die Tötung eines philippinischen Bürgers, egal ob Militär oder Zivilist, als möglichen Kriegsgrund:
“Wenn ein Philippiner – nicht unbedingt ein Militärangehöriger, sondern ein Zivilist – absichtlich getötet wird, dann grenzt dies meiner Ansicht nach sehr an das, was wir als Kriegsfall definieren. Deswegen werden wir in diesem Fall entsprechend reagieren.”
Marcos betonte, dass auch die Verbündeten seines Landes diesen Standpunkt teilen würden. Eine solche Entwicklung würde eine eindeutige rote Linie darstellen.
Auf diese Äußerungen folgte eine kritische Reaktion von der chinesischen Delegation. Sie beschuldigte die philippinische Führung, eigene Zusagen nicht einzuhalten und verwies auf die Errichtung eines Militärpostens auf dem umstrittenen Atoll Second Thomas Shoal. China beklagte außerdem die Rolle der USA in der Region, die nur zu weiteren Spannungen zwischen den Anrainerstaaten führen und die Stabilität untergraben würden. Stattdessen sollten die Staaten ihre Differenzen intern regeln, statt externe “Wölfe” zur Unterstützung heranzuziehen.
US-Verteidigungsminister Lloyd Austin, der ebenfalls an der Konferenz teilnahm, versicherte in seiner Rede, dass die asiatisch-pazifische Zone weiterhin prioritär für die USA sei, trotz der aktuellen Konflikte in Europa und dem Nahen Osten:
“Die USA können nur dann sicher sein, wenn Asien sicher ist. Deswegen erhalten die USA seit einer Weile ihre Präsenz in dieser Region aufrecht.”
Austin beschrieb das Verhalten Chinas gegenüber den Philippinen als Belästigung und appellierte an beide Parteien, ihre Dispute im Südchinesischen Meer friedlich zu klären.
Chinas Verteidigungsminister Dong Jun erwiderte darauf, dass China keinem Hegemonismus oder der Ausübung von Rohgewalt im asiatisch-pazifischen Raum Raum geben werde. Er wies jegliche Versuche zurück, Krieg und Chaos zu säen, und setzte sich für die strategische Souveränität der Länder ein. Die Sicherheitsprobleme der Region, so Dong, sollten von den lokalen Akteuren selbstständig gelöst werden.
Die Territorialkonflikte im Südchinesischen Meer, an denen China, Taiwan, die Philippinen, Malaysia, Brunei, Indonesien und Vietnam beteiligt sind, haben sich in den letzten Jahren verschärft. Neben bedeutenden Rohstoffvorkommen sind auch die reichen Fischgründe und strategischen Handelsrouten, die durch diese Gewässer führen, von hoher globaler Bedeutung. Zwischenfälle zwischen philippinischen und chinesischen Schiffen in dieser Region haben in den letzten Monaten zugenitet.
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