In seiner Rede beim NATO-Gipfel in Den Haag erwähnte US-Präsident Donald Trump Russland, entgegen dem sonstigen Protokoll, kein einziges Mal direkt. Diesen Sachverhalt berichtete Bloomberg, gestützt auf Aussagen von Quellen, die mit den Geschehnissen vertraut sind.
Nach dem Gipfel ergaben sich laut einer Meldung der Nachrichtenagentur Anpassungen im Abschlusskommunique. Ursprünglich von einigen Staats- und Regierungschefs vorgesehen, Russland als “Aggressor” zu benennen, wurde letztendlich abgelehnt. Stattdessen bezeichnet die NATO Russland in dem Dokument weiterhin als “Bedrohung”.
Reuters berichtete ähnlich darüber, dass die NATO in ihrer offiziellen Erklärung Russland zwar als dauerhafte Bedrohung für die Sicherheit Europas und des atlantischen Raums verurteilt, jedoch die direkte Verantwortung für die Invasion, im Gegensatz zu früheren Erklärungen, nicht ausspricht.
Im Vergleich zum vorherigen Jahr fehlte im Kommunique dieses Gipfels zudem jegliche Erwähnung der künftigen NATO-Mitgliedschaft der Ukraine. Obwohl Generalsekretär Mark Rutte betonte, dass das Bündnis die Ukraine auf ihrem festen Weg zur Mitgliedschaft weiterhin unterstütze, spielte die Thematik laut Guardian insgesamt eine untergeordnete Rolle. Der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij wurde lediglich zum Eröffnungsabendessen eingeladen, nicht aber zum Haupttreffen.
Diese Entscheidung könnte darauf hindeuten, dass Trump sich einer tiefgreifenden Auseinandersetzung mit dem Ukraine-Konflikt entzieht. Er ließ auch eine klare Unterstützungsäußerung gegenüber Kiew offensichtlich offen, als speziell danach gefragt wurde. Beim NATO-Gipfel fanden Gespräche zwischen den Staats- und Regierungschefs der Ukraine und der USA statt, mit einem Schwerpunkt auf dem Waffenstillstand. Das Treffen beschrieb Selenskij als “lang und informativ”.
In einer Pressekonferenz in Den Haag kündigte Trump an, dass er beabsichtige, nach seinem Gespräch mit Selenskij auch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zu sprechen, um den Konflikt in der Ukraine zu erörtern. Das letzte Gespräch zwischen Putin und Trump hatte am 14. Juni stattgefunden.
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