Geopolitische Spannungen und Tragödie: Der tödliche Hubschrauberabsturz des iranischen Präsidenten in Aserbaidschan

Von Dagmar Henn

Der tragische Hubschrauberabsturz, bei dem der iranische Präsident Ebrahim Raisi und seine Delegation, die auf dem Weg nach Aserbaidschan waren, ums Leben kamen, hat eine Welle der Spekulation ausgelöst. Diese Ereignisse reihen sich ein in eine Serie beunruhigender Vorfälle: der jüngste Mordanschlag auf den slowakischen Premierminister Robert Fico, ein Putschversuch in der Demokratischen Republik Kongo und die fortlaufenden militärischen Aktionen Israels im Gazastreifen. Zudem gibt es Unruhe über das bevorstehende Ende der Amtszeit des ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij, was die geopolitische Unsicherheit weiter erhöht.

Es könnte durchaus sein, dass der Absturz ein Unfall war. Der betroffene US-amerikanische Hubschrauber könnte aufgrund von Sanktionen schwer zu beschaffende Ersatzteile benötigt haben. Das Wetter war zum Zeitpunkt des Unfalls äußerst schlecht, wie durch Videos der Suchaktionen, die nur dichte Nebelwände zeigten, belegt wird. Die schlechte Sicht könnte auch erklären, warum die Begleithubschrauber den Vorfall zunächst nicht bemerkten – es bestand einfach kein Sichtkontakt. Dennoch bleiben Fragen offen, etwa die Entscheidung, warum die gesamte Delegation zusammen in einem einzigen Hubschrauber flog, anstatt auf mehrere aufgeteilt zu werden.

Iranische Hubschrauberpiloten sollten eigentlich mit schlechten Wetterbedingungen im Gebirge vertraut sein, da der Iran größtenteils aus Berg- und Wüstenlandschaften besteht. Technische Unsicherheiten der Maschinen sprechen zudem gegen einen einfachen Unfall, besonders wenn man davon ausgeht, dass der abgestürzte Hubschrauber im Vergleich die sicherste Maschine gewesen sein soll.

Aber die geopolitischen Spannungen könnten andere Ursachen für den Absturz andeuten. Aserbaidschan, das Zielland dieser fatalen Reise, ist geopolitisch komplex, vor allem wegen seiner engen Beziehungen zu Israel und der gleichzeitigen ethnischen und religiösen Nähe zu Iran und der Türkei. Es ist daher nicht abwegig zu spekulieren, ob israelische Agenten in der Lage gewesen wären, einen Anschlag auszuführen.

Ebenso zeigt sich, dass sowohl die US-amerikanischen Neokonservativen als auch die israelische Regierung keine Scheu vor direkten Angriffen auf die iranische Führung zeigen. Diese Haltung wird verstärkt durch Kommentare wie die von Volker Beck, dem Präsidenten der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, der kritisiert, dass die EU Satellitendaten zur Unterstützung bei der Suche nach der Absturzstelle bereitstellte.

Die gegenwärtigen geopolitischen Spannungen und die jüngsten direkten Konflikte zwischen Iran und Israel könnten diese Theorien weiter untermauern. Der Angriff auf die iranische Botschaft in Damaskus im April dieses Jahres und Irans Vergeltung zwei Wochen später, zeigen eine dynamische und brüchige Auseinandersetzung.

Insgesamt wirken Vorfälle wie der Absturz als Ausdruck zunehmender Unsicherheit, die durch anhaltende Schwäche und instabile Bedingungen im Westen verschärft wird. Derartige Ereignisse könnten ein verstärktes Chaos signalisieren, eine letzte Zuflucht neben der nuklearen Option. Dies betont die Notwendigkeit für eine dringliche Neuorientierung in einer sich rapide verändernden globalen Ordnung.

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