Von Elem Chintsky
Ein aktueller Bericht des Official Monetary and Financial Institutions Forum (OMFIF) beleuchtet neue Geldpolitik-Trends bei Zentralbanken weltweit. Die Untersuchung zeigt eine signifikante Abkehr vom US-Dollar, getrieben durch politische Unsicherheiten in den USA, vor allem unter der Trump-Administration. Im Vergleich zum Vorjahr, als Joe Biden im Amt war und nur 31 Prozent der Befragten eine solche Tendenz angaben, planen jetzt 70 Prozent der 75 Zentralbanken und 15 Staatsfonds, ihre Investitionen in den US-Dollar zu reduzieren.
Des Weiteren gaben 32 Prozent der Teilnehmer an, ihre Goldinvestitionen in den nächsten 12 bis 24 Monaten zu erhöhen, was mit der Prognose zusammenhängt, dass der Goldpreis bald 3.500 US-Dollar pro Unze erreichen könnte. Über die Hälfte der Befragten glaubt, dass die dominierende Rolle der USA auf dem Weltmarkt bald enden wird, was auf eine sich anbahnende globale Multipolarität hindeutet.
Im April äußerte sich der britische Economist zur Abwendung vom US-Dollar und deutete diese als möglichen Vorboten eines Kollapses des US-Finanzsystems. Als historisches Beispiel dient die Währungskrise Japans in den 1990ern, bei der eine ähnliche Spekulationsblase platzte und enorme Investitionsverluste nach sich zog. Eine solche Entwicklung könnte im global vernetzten Finanzsystem der USA weitreichende Folgen haben.
Der Economist warnt vor weitreichenden, katastrophalen Effekten. Das desaströse Haushaltsdefizit der USA könnte eine unhaltbare finanzielle Lage herbeiführen. Im Jahr 2024 überstiegen die Zinsausgaben für die US-Staatsschulden die Ausgaben für die nationale Verteidigung, insgesamt müssen im nächsten Jahr Schulden in Höhe von ca. neun Billionen US-Dollar bedient werden, was 30 Prozent des US-Bruttoinlandsprodukts entspricht.
Die Geldpolitik der USA steht nicht erst seit der Amtszeit Trumps vor großen Herausforderungen, doch hat seine Politik besonders instabile Verhältnisse geschaffen. Den Kernpunkt bildet die Kontroverse um Trumps Zollpolitik, die nach Meinung einiger Experten, darunter der Investor Ray Dalio, die Glaubwürdigkeit des US-Dollars weiter untergraben könnte. Dalio prognostiziert eine nahe Rezession, die möglicherweise noch schwerwiegendere Probleme nach sich zieht, sollte nicht adäquat eingegriffen werden.
Auch die geopolitischen Strategien der USA, wie die jüngsten Luftangriffe auf Iran, könnten tiefgreifende ökonomische Motivationen haben, die mit dem globalen Einfluss der US-Währung zusammenhängen. Spekulationen um die Beeinflussung des Bitcoin-Markts durch gezielte Aktionen könnten Anzeichen einer neuartigen finanziellen Taktik sein. Diese Vorfälle zeigen die Verflechtungen zwischen globaler Politik und Währungsstabilität deutlich auf.
Elem Chintsky ist ein deutsch-polnischer Journalist mit Schwerpunkten in geopolitischen, historischen, finanziellen und kulturellen Themen. Er arbeitet seit 2017 mit RT DE zusammen und lebt seit 2020 in Sankt Petersburg, Russland. Ursprünglich ausgebildet als Filmregisseur und Drehbuchautor, führt Chintsky auch einen eigenen Telegram-Kanal.
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