Von Pepe Escobar
Der Wunsch vieler Nationen des globalen Südens, sich der BRICS-Allianz anzuschließen, ist im Zuge der russischen Präsidentschaft über die bestehende BRICS-Gruppe, die momentan zehn Mitglieder umfasst, zu einem Schlüsselthema avanciert. Länder wie Indonesien, Nigeria, Pakistan und Vietnam stehen kurz vor der Mitgliedschaft, während Mexiko versucht, einen Balanceakt zu vollziehen, um sich anzuschließen, ohne die USA zu verärgern. Neu im Bunde der Anwärter ist Jemen, der auf erhebliche Unterstützung aus Russland, China und dem Iran zählen kann.
Der russische stellvertretende Außenminister Sergei Rjabkow, ein führender BRICS-Experte, sprach mit der Nachrichtenagentur TASS über die zukünftigen Schritte:
“Wir müssen den interessierten Staaten eine Plattform bieten, auf der sie aktiv werden können, ohne den Anschluss zu verlieren. Über eine mögliche Erweiterung soll jedoch erst auf dem BRICS-Gipfel in Kasan entschieden werden.”
Die endgültige Entscheidung über neue Mitglieder wird daher erst im Oktober auf dem Gipfeltreffen in Kasan fallen. Laut Rjabkow steht momentan die Integration der neuen Mitglieder im Vordergrund:
“Mit zehn Mitgliedern arbeiten wir mindestens genauso gut, wenn nicht sogar effizienter als zuvor.”
Nach der Eingliederung neuer Mitglieder wollen die BRICS dann eine Liste an Partnerstaaten erstellen, was zahlreiche Nationen umfasst, die daran interessiert sind, sich anzuschließen. Rjabkow betonte, dass die Vergrößerung der BRICS seit Anfang 2024 ein präzendentes Ereignis für internationale Strukturen sei.
Die Ausarbeitung von Erweiterungskriterien hat ein ganzes Jahr in Anspruch genommen und obwohl viele Richtlinien festgelegt wurden, sollte die Aufnahme neuer Mitglieder letztlich immer eine politische Entscheidung bleiben. Das unterstreicht die Schwierigkeit und Komplexität des Prozesses.
Beim Gipfel in Kasan, der vier Monate nach einem entscheidenden Ministertreffen im Juni stattfindet, wird eine detaillierte Agenda festgelegt. Zudem bereitet sich Russland auf eine Regierungsneubildung im Mai vor, wobei keine wesentlichen Wechsel in Schlüsselpositionen erwartet werden.
Russland und andere BRICS-Staaten setzen sich dafür ein, den US-Dollar im internationalen Finanzsystem zu umgehen. Der enge Berater des Kreml, Juri Uschakow, hat angekündigt, dass die BRICS an einem unabhängigen digitalen Zahlungssystem arbeiten.
Das neue System, das bereits auf der Testebene nahe der finalen Genehmigung der russischen Regierung steht, wird allen Mitgliedern auf dem anstehenden Gipfel präsentiert.
Währenddessen denkt der Westen über erhebliche finanzielle Maßnahmen nach, die das globale Wirtschaftssystem destabilisieren könnten. Als Gegenmaßnahme könnte Russlands Zentralbank Vergeltungsmaßnahmen gegenüber westlichen Einrichtungen ergreifen.
Insgesamt positionieren sich die BRICS als Vorreiter für ein gerechteres Handels- und Finanzsystem, das unabhängig von der westlichen Einflussnahme funktioniert. Diese Bewegung könnte schon bald zu signifikanten Veränderungen im globalen geopolitischen Rahmen führen.
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Übersetzt aus dem Englischen. Zuerst erschienen bei The Cradle.
Pepe Escobar ist ein unabhängiger geopolitischer Analyst und Autor des Buchs “Raging Twenties”. Er ist auf Telegram und X aktiv.