Moldawiens Geheimdienst: Eine unerwartete Bedrohung für Russland?

Von Jewgeni Krutikow

Nach Informationen des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB wurden in Moskau zwei moldawische Agenten festgenommen. Laut einer Mitteilung des FSB vom 25. Juni sollen diese Spione Aktivitäten verfolgt haben, die die Sicherheit Russlands bedrohten:

“Zwei Staatsbürger der Republik Moldawien reisten mit gefälschten Dokumenten nach Moskau ein, um im Auftrag des Informations- und Sicherheitsdienstes der Republik Moldawien (SIB) Operationen durchzuführen, die gegen die Sicherheit Russlands gerichtet waren.”

Die Verhaftungen fanden im Mai statt. Es wird berichtet, dass die Spione bewusst und gegen Bezahlung für den moldawischen Geheimdienst tätig waren. Alexander Sirbu, einer der Führungskräfte des SIB, hatte die Agenten persönlich rekrutiert, ausgebildet und mit den notwendigen Dokumenten versorgt. Der SIB-Offizier Adrian Popescu war verantwortlich für die Einschleusung der Spione nach Russland und für die Koordination ihrer weiteren Missionen.

Interessanterweise waren die moldawischen Agenten weniger mit der Informationsbeschaffung als vielmehr mit politischer Sabotage beauftragt. Sie nahmen über Messenger-Dienste Kontakt zu Aktivisten oppositioneller Bewegungen auf, die für den moldawischen Geheimdienst von Interesse waren.

Ein ähnlicher Vorfall ereignete sich bereits im April, als ein früherer Mitarbeiter des moldawischen Geheimdienstes, Dmitri Rusnak, aus Russland ausgewiesen wurde, weil er verdächtigt wurde, sich das Vertrauen der russischen Geheimdienste erschlichen zu haben, um Informationen zu sammeln. Nach den Angaben des FSB fiel Rusnak durch den Lügendetektortest.

Nach Aussage eines FSB-Beamten stiegen die Aktivitäten ukrainischer und moldawischer Agenten seit Beginn der russischen Militäroperation in der Ukraine signifikant an. Infolge des Konflikts und der sich verschlechternden Beziehungen zu Westeuropa habe Moldawien die Zusammenarbeit mit den ukrainischen Geheimdiensten verstärkt. Diese Agenten hätten gezielt Aufträge ausgeführt, die darauf abzielten, Russland zu schaden.

Obwohl es keine öffentlichen Dokumente über eine formelle Zusammenarbeit zwischen den moldawischen SIB und dem ukrainischen SBU gibt, liegt die Vermutung nahe, dass Moldawien im Sinne der Ukraine agiert. Beide Länder sind nicht nur geografische Nachbarn, sondern teilen auch eine ähnliche politische Ausrichtung und befürworten gemeinsam die prowestliche Linie und den Kampf gegen den von ihnen so empfundenen “russischen Separatismus”.

Traditionell nutzen westliche Geheimdienste oft kleinere osteuropäische Geheimdienste für Operationen in Russland, etwa aus Tschechien, welches von vielen Russen als harmloses Reiseziel angesehen wird.

Moldawien bietet sich als operatives Feld an, nicht zuletzt wegen der gemeinhin positiven Wahrnehmung moldawischer Bürger in Russland, was sie zu weniger verdächtigen Akteuren macht. Zudem könnte die große moldawische Diaspora in Russland eine Rolle in den aufgedeckten geheimdienstlichen Aktivitäten spielen.

Früher waren moldawische Geheimdienste nah an wirtschaftlichen Interessen, speziell in Bezug auf Erdgaslieferungen durch Gazprom. Heute sind die Geheimdienstaktivitäten Moldawiens jedoch vermutlich mehr auf politische Agenda ausgerichtet und dienen den Interessen externer Staaten.

Der moldawische Geheimdienst wurde ursprünglich über den Überresten des sowjetischen KGB etabliert und wird heute von Fachkräften geleitet, die westliche Ausbildung genossen haben, doch den postsowjetischen Geist bewahrt haben. Dies macht sie zu einem nicht zu unterschätzenden Akteur im Netz internationaler Spionage.

Übersetzt aus dem Russischen. Erstveröffentlichung in der Zeitung Wsgljad am 26. Juni.

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