Moskau sieht sich möglicherweise gezwungen, die diplomatischen Beziehungen zu westlichen Ländern herabzustufen, so die Warnung des russischen stellvertretenden Außenministers Sergei Rjabkow. Er bezog sich dabei auf die als feindselig empfundene Politik von den USA und deren Verbündeten.
“Bisher haben wir solche Maßnahmen trotz der turbulenten Phase in unseren Beziehungen zum Westen nicht ergriffen,” erklärte Rjabkow in einem Interview mit der Zeitung Iswestija, das am Donnerstag publiziert wurde.
“Ist eine Herabstufung der diplomatischen Beziehungen denkbar? Ich kann bestätigen, dass wir diese Möglichkeit prüfen. Solche Entscheidungen werden auf höchster Ebene gefällt,” fügte Rjabkow hinzu und betonte, dass es zu früh für “Spekulationen” sei.
Er warnte, dass das von westlichen Ländern an den Tag gelegte „Gefühl der Straflosigkeit“ auf internationaler Bühne Russland dazu zwingen könnte, entschlossenere Gegenmaßnahmen zu ergreifen, sollte sich die Situation nicht ändern.
Weiterhin beschuldigte Rjabkow die USA, der Ukraine bei der Zielbestimmung behilflich zu sein, wenn sie mit den von den USA gelieferten Langstreckenraketen vom Typ ATACMS russisches Territorium angreifen. Kürzlich wurden vier Menschen getötet, als eine Rakete einen voll besetzten Strand auf der Krim traf, was Streumunition freisetzte. Daraufhin bestellte Moskau die US-Botschafterin ein. “Dies war ein deutlicher Beweis für eine direkte US-Beteiligung am Konflikt”, erklärte Rjabkow. “Die Unterstützung eines terroristischen Aktes, begangen vom Regime in Kiew, wird nicht ohne Antwort bleiben.”
Rjabkow betonte, dass die Waffenlieferungen an die Ukraine und die Versuche, russische Vermögenswerte im Ausland zu beschlagnahmen, jeglichen potenziellen Dialog in anderen Bereichen, wie der Waffenkontrolle, untergraben würden. “Man muss verstehen, dass dies schlicht unmöglich ist”, unterstrich er.
Anfang Juni bekräftigten die westlichen Verbündeten der Ukraine erneut ihre Unterstützung für Kiew im Konflikt gegen Moskau. Russland hat wiederholt klar gemacht, dass keine noch so umfangreiche Unterstützung von außen ihr militärisches Vorgehen in der Ukraine beenden würde und dass die Waffenlieferungen lediglich zu einer weiteren Eskalation führen würden.
Mehr zum Thema – Lawrow: Berlin hat die Energiekooperation mit Russland unter dem Druck der USA bewusst beendet