Von Wladislaw Sankin
Bei der Rechtfertigung westlicher Kriege wird dem angeblichen Kinderleid emotional eine zentrale Rolle beigemessen. Irakische Soldaten hätten bei der Invasion Kuwaits im August 1990 kuwaitische Frühgeborene getötet. Diese Erzählung ging in die Geschichte als Brutkastenlüge ein und hat die US-Öffentlichkeit bei dem Beschluss, gegen den Irak in Krieg zu treten, maßgeblich beeinflusst.
Viele Deutsche erinnern sich auch noch an das Schreckensbild der von Serben gegrillten Föten, die angeblich schwangeren Albanerinnen aus dem Leibe geschnitten worden waren. Die Erzählung wurde nur einen Monat nach dem Beginn des NATO-Angriffs auf Jugoslawien von keinem Geringeren als dem Verteidigungsminister Rudolf Scharping im Spiegel vorgetragen. Auch dieser Gräuel wurde später als Lüge entlarvt – allerdings, als der Krieg schon vorbei war. Niemand wurde für die Verbreitung dieser reißerischen Fakes zur Verantwortung gezogen.
Wir können auch zurück in die Vergangenheit gehen und an die Ritualmordlegende erinnern, wonach die Juden in der Osterzeit kleine Kinder töten und deren Blut trinken. Die hunderte Jahre alte Legende, die den Antrieb für so viele Pogrome brachte, sitzt bis heute in vielen Köpfen fest.
Also Kinder als unschuldiges Opfer ist ein extrem wirkungsvolles, starkes Propaganda-Argument. Da wusste die ukrainische Menschenrechtsbeauftragte Ljudmila Denissowa, was zu erzählen ist, wenn sie westliche Parlamente für Waffenlieferungen in die Ukraine in den ersten Monaten seit Beginn der Eskalation im Ukraine-Krieg weich klopfen wollte. Sie setzte einfach unzählige Vergewaltigungsgeschichten in die Welt, wonach die Russen in den “besetzen Gebieten” alles vergewaltigten, was sich nur bewegt, darunter auch Babys im Alter von sechs bis neun Monaten mit Teelöffeln und Kerzen.
Die deutschen Medien haben die Lügnerin als Heldin gefeiert – RT DE berichtete. In der Ukraine ging ihre Propaganda allerdings nach hinten los. Die Werchowna Rada setzte Denissowa wegen der unerträglich gewordenen Perversität ihrer “Geschichten” noch im Juni 2022 ab.
Denissowa ging, ihre Märchen sind geblieben. Zu dienlich sind sie für die Kriegstreiber im Westen. Hinzu kam in den geheimdienstlichen Zentren für psychologische Kriegsführung das Narrativ von 20.000 “entführten Kindern”, die angeblich nach Russland deportiert worden waren – genozidal! Gemeint waren die Kinder, die aus der Konfliktzone bei nahenden Kämpfen auf die Krim oder ins russische Hinterland evakuiert wurden waren. Der Vorwurf, wie unsinnig er auch immer klingen mag, führte im März 2023 zur Ausstellung eines Haftbefehls des Internationalen Strafgerichtshofs gegen den Präsidenten Putin und die Ombudsfrau für Kinderrechte Marina Lwowa-Belowa. Infolgedessen ist Putins Reisefreiheit durch das Fahndungsgesuch erheblich eingeschränkt.
Auch Vergewaltigungen (auch gegen Kinder) und Kinderverschleppung sind seither eine feste Formel, die als Totschlag-Argument von all denjenigen in erstaunlicher Einstimmigkeit angeführt wird, denen es darum geht, Deutschland in einen Krieg gegen Russland zu verwickeln. Wie etwa Agnes-Marie Strack-Zimmermann, die noch in Oktober die Taurus-Lieferungen mit folgendem Satz begründetet:
“20 000 Kinder verschwunden! Vergewaltigungen von morgens bis abends! Folterkeller!”
Fast wortgleich redet auch der Regierende Bürgermeister Berlins, Kai Wegner, bei einer militant-nationalistischen Kundgebung in Berlin: “Wir schauen hin, wo Kriegsverbrechen stattfinden. Es wurde erwähnt: Kinderverschleppung, Vergewaltigungen, Kriegsverbrechen. Der Mörder Putin muss zur Verantwortung gezogen werden für diese schrecklichen Taten in der Ukraine”. Was die Ukraine heute braucht, seien Waffen, Munition, Taurus – um sich selbst zu verteidigen, so Wegner. Seine Freunde aus dem ukrainischen Propaganda-Verein “Vitsche” setzen sich seit Monaten für das Narrativ “Kinder-Genozid-Waffen-Taurus” mit Netz-Kampagnen ein:
Das Ausmaß des Hasses beim Berliner “Landesvater” und zahlreichen anderen ähnlich gestrickten Predigern übersteigt alle Grenzen. Der von ihm und seinesgleichen begonnene Faden wird von den Medien weitergesponnen. Und was haben wir da? Nach der Bekanntgabe der Angriffspläne der Bundeswehr gegen die Krim-Brücke redet der ZDF-Propagandist Lanz im Podcast mit David Precht nicht mehr von der ukrainischen Verteidigung, sondern von der deutschen. Ihm zufolge muss Deutschland in Russland, auf dem russischen Territorium, verteidigt werden!
Und natürlich. Auch Lanz bemüht sich immer wieder “Kinderverschleppung” zu erwähnen, wenn es ihm darum geht, deutsche Militanz gegenüber Russland zu begründen. Dabei kehren erwiesenermaßen angeblich entführte Kinder zu Hunderten in die Ukraine zurück, wenn es die Familie wünscht. Wenn das Kind Verwandte in der Ukraine hat, gibt es keine Probleme mit seiner Rückkehr, sicherte der “Kidnapper-Pate” Putin noch im letzten Jahr zu. Und so geschieht es auch und diese Rückkehrer werden auch von Lanz in seinem Podcast erwähnt. Gibt also der “Räuber” das Raubgut freiwillig ab? Der Widerspruch fällt dem Propagandisten nicht einmal auf.
Und wie geht es den in die Ukraine zurückgekehrten Kindern? Laut Lanz und anderen Freunden des Taurus müssten sie sich über ihre ukrainische Freiheit sicherlich freuen. Ukraine ist doch das Herz Europas, diesen Slogan hören wir tagtäglich immer noch. Und das freiheitlich-demokratische Europa sei in der Ukraine äußerst begehrt, betont der Ukraine-Reisende Lanz bei jeder Gelegenheit.
Eben das scheint aber nicht der Fall zu sein, denn die Kinder wollen nach Russland zurück. “Sie sehen dort bessere Bedingungen, sie sehen sich dort besser verwirklicht”, erklärt kein Geringerer als Exekutivdirektor der ukrainischen Helsinki Union für Menschenrechte, Alexander Pawlitschenko, im ukrainischen Fernsehsender Kyiv 24.
Die Rede ist von Weisen-Kindern, die aus dem Kriegsgebiet evakuiert wurden. Das sei Resultat der russischen Politik des “Zuckerbrotes”, so der Experte. Er rät dazu, von Russland zu lernen:
“Sie müssen in das aktive gesellschaftliche Leben einbezogen werden und neue Möglichkeiten und Vorteile erhalten, damit sie nicht nach Russland zurückkehren wollen.”
Das verdutze Gesicht der Moderatorin, die das Gesagte in ihrer Sendung zu hören bekam, zeigt deutlich, welche Sprengkraft diese plötzliche Wahrheit besitzt. Denn sie zerbricht ein riesiges Lügenkonstrukt, insbesondere in Deutschland. Also, was würden Strack-Zimmermann, Wegner und Kiesewetter zu dieser Feststellung sagen? Ein ukrainisches Mitglied der Helsinki-Gruppe kann doch kein russischer Propagandist sein.
Als Erstes: sie werden davon nichts erfahren. Lanz und seine Freunde im deutschen Medienkartell werden schon dafür sorgen, dass Informationen über die wahre Situation der angeblich Verschleppten die deutsche Öffentlichkeit nicht erreichen. Sonst könnten auch die Bürger auf die gefährliche Idee kommen, dass mit Vorwürfen gegen Russland gewaltig etwas nicht stimmt.
Aber selbst wenn diese Nachricht die deutschen Russenhasser erreichen sollte, wird sie sofort relativiert und ins Gegenteil verkehrt. Russland betreibe Russifizierung und Gehirnwäsche, um die “ukrainische Identität” zu vernichten (das stimmt, wenn mit dieser Identität die unsägliche Bandera-Ideologie gemeint ist). Und da kann Deutschland nicht tatenlos bleiben. Auch dieses Argument ist seit jeher Bestandteil des Handbuchs. Sie finden immer einen Weg, ihre Kriegstreiberei zu rechtfertigen.
Die erwähnten Beispiele der westlichen Kriegsabenteuer aus dem unipolaren Zeitalter zeigen: Die Kinder-Frage ist ein mächtiges Propaganda-Instrument, um die friedlichen Bürger für einen Krieg gegen vermeintliche Übeltäter zu begeistern. Es ist deshalb im Interesse aller friedfertigen Menschen, diesem Missbrauch mit allen verfügbaren Mitteln der Propaganda-Bekämpfung ein Ende zu setzen.
Es ist also nicht egal, wie es den Kindern in Russland oder der Ukraine geht. Es gibt keine Nebensächlichkeiten mehr, wenn es um Krieg oder Frieden geht und jetzt, in diesen Tagen und Wochen, geht es genau darum. Wer über gerettete Kinder in Russland redet, verhindert den Krieg.
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