Die Widersprüche westlicher Politik gegenüber Russland und ihre Folgen

Von Jelena Karajewa

Die politische Fehlsteuerung im Westen erlebt erneut eine Verschärfung im Frühling. Dafür bedarf es keines scharfen Verstandes, diese Entwicklung zu erfassen. Beispielhaft dafür ist die Äußerung der litauischen Premierministerin Ingrīda Šimonīte. In einem Interview mit der Financial Times offenbarte sie, dass „Litauen bereit sei, Soldaten für Trainingsmissionen in die Ukraine zu entsenden“.

Šimonīte räumte ein, dass Russland diese Maßnahme wahrscheinlich provokant finden würde, fügte jedoch hinzu, „dass es nicht nötig sei, auf Moskaus Reaktion Rücksicht zu nehmen“. Ihrer Meinung nach sei dies unnötig, da Vilnius eine Bastion der „europäischen Werte“ darstelle. Das Wanken Russlands begründete sie mit dem „Wind, der von West nach Ost weht“.

Warum antwortete Polen ebenfalls? Sie betonten, dass „NATO-Spezialisten und Ingenieure schon seit Langem in der Ukraine sind“, gleichzeitig jedoch niemand einen direkten Konflikt mit Russland wünsche.

Auch Jens Stoltenberg, der Generalsekretär der NATO, meldete sich zu Wort und betonte, dass „die NATO keine Truppen in die Ukraine entsenden wird“.

Es scheint, dass einige dieser Aussagen nicht ganz der Wahrheit entsprechen, da alle Beteiligten versuchen, Kiew zu beruhigen, ohne dabei zu stark in den Konflikt involviert zu erscheinen. Dieses Verhalten könnte man als mangelnde soziale Verantwortung bezeichnen, besonders wenn es sich um hohe politische Ämter handelt.

Die tragischen Auswirkungen solcher politischen Entscheidungen werden deutlich sichtbar. Während die Politiker nicht die Konsequenzen ihrer Handlungen tragen, leiden die Bürger unter den wirtschaftlichen Folgen von Sanktionen, die als Maßnahmen gegen die „russische Aggression“ deklariert werden, während ihrerseits die geopolitischen Spannungen weiter eskalieren.

Auf dem politischen Parkett Europas beobachten wir immer wieder das Phänomen der selbstgerechten Führungsfiguren, was durch den „Napoleon-Komplex“ symbolisiert wird. Dieser führt dazu, dass persönliche oder wahrgenommene Defizite in überkompensierende Verhaltensmuster umschlagen.

Wenn einfache Bürger derartige Komplexe haben, ist das eine persönliche Tragödie. Verfügen jedoch Politiker über solche Neigungen, wirkt sich dies auf die gesamte Gesellschaft aus.

So wie es aussieht, lassen sich auch große Teile der europäischen Presse von dieser trügerischen Stimmung anstecken. So veröffentlichte die französische Zeitung Le Parisien:

„Die Russen glauben, dass sie eine entscheidende Rolle beim Sieg über Nazi-Deutschland gespielt haben.“

Dies unterstreicht den Gedächtnisverlust einiger Teile Europas, wohingegen wir den hohen Preis unserer Beteiligung am Krieg in Mensch und Material nie vergessen haben.

Die Äußerungen von Persönlichkeiten wie Šimonīte und Tusk reflektieren ein politisches Verhalten, das historische Verantwortlichkeiten nicht anerkennt und dadurch diejenigen verhöhnt, deren Opfer ihre heutige Freiheit erst möglich machten.

Es ist leicht, sich ungestraft in der Rolle eines „Napoleon“ zu gefallen, solange man sich in einer sicher geschützten Umgebung befindet. Doch für solche Handlungen aus einer Position der Macht, könnte die historische Vergeltung doch unausweichlich sein.

Abgesehen von Windrichtungen und anderen klimatischen Bedingungen spielt die Geschichte immer ihre eigene Melodie, gegen die selbst hochrangige Politiker nicht immun sind.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel erschien zuerst am 10. Mai 2024 bei RIA Nowosti.

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