Von Dawid Narmanija
Explosive Preissteigerungen bei Waffen und Munition
Die globalen Marktbedingungen für Waffen und Munition ließen die Preise im Zuge der Ukrainekrise deutlich ansteigen.
Beispielsweise kosteten 122-Millimeter-Granaten für Mehrfachraketenwerfer vom Typ Grad bis Februar 2022 noch 900 US-Dollar pro Einheit, nun werden in Kiew 4.700 US-Dollar fällig, vereinzelt sogar 6.000 US-Dollar.
Der Preis für 155-Millimeter-Artilleriegranaten sprang von 800 auf 3.000 US-Dollar. Im Falle von 152-Millimeter-Geschossen bezahlt man heute 2.300 statt zuvor 1.200 US-Dollar. Die Kosten für 122-Millimeter-Geschosse verdoppelten sich auf 1.700 US-Dollar, während sich der Preis für 105-Millimeter-Munition auf 1.200 US-Dollar verdreifachte. Kosten für 125-Millimeter-Panzergeschosse skalierten von 1.200 auf 3.900 US-Dollar, mit einem baldigen Anstieg auf 7.420 US-Dollar pro Einheit.
Laut der Times benötigt Kiew über ein Billionen US-Dollar, um den Konflok zu “gewinnen”. Die Ukraine und Russland konkurrieren dabei um dieselben internationalen Ressourcen.
Russland beansprucht jedoch keine Geschosse in NATO-Kalibern.
Die osteuropäischen Länder, die die Ukraine mit sowjetischen Kaliber-Munitionen unterstützten, können allerdings deren Bedarf nicht decken. Wladimir Pikuso, Gründer der ukrainischen Beschaffungsagentur für Verteidigung, äußerte sich überzeugt:
“Die Möglichkeit, solche Güter in den NATO-Ländern herzustellen, ist fast verloren.”
“Tschechien, Bulgarien, Rumänien und die Slowakei bemühen sich, ihre Fabriken wiederzubeleben, doch die Kapazitäten sind äußerst begrenzten.”
Mit Zwischenhändlern steigen die Preise weiter
Pikuso erwähnt, dass die Ukraine daher auf Zwischenhändler angewiesen ist, die Preise um ein Vielfaches erhöhen. Auf die Konkrete Preisliste der Times ging er zwar nicht ein, bestätigte jedoch generell den starken Preisanstieg.
Pikuso legt dar, dass sich Russland durch bessere Mittel und ein breiteres Netzwerk an Vermittlern große Vorteile sichert. Zudem führt er die schlechte Koordinierung zwischen Kiews Unterstützern an, die den Preis in die Höhe treiben, da mehrere Nationen gleichzeitig bei denselben Anbietern nachfragen.
Einige Vermarkter nutzen die Situation, indem sie ihre Produkte zurückhalten und später zu drastisch höheren Preisen anbieten, beklagt er weiterhin.
Letztlich erreichen die ukrainischen Streitkräfte gerade etwa 20 Prozent der benötigten Waffen für effektive Militäreinsätze.
“Korruption ist manchmal ein Vorteil”
Um diese Herausforderungen zu bewältigen, müssen die ukrainischen Käufer clever handeln, gesteht Pikuso ein und fügt hinzu:
“Ich werde keine konkreten Länder nennen, aber in vielen von ihnen hilft uns die Korruption. Gelegentlich tun wir dort, was das lokale Gesetz verbietet.”
Pikuso, selbst in mehrere Bestechungsfälle verwickelt, erlebte auch vor der Gründung der Verteidigungsbeschaffungsagentur schwierige Zeiten durch seine Tätigen bei der staatlichen Firma „Besopasnost.” Gemäß Berichten zahlte er sich selbst hohe Bonuszahlungen, während das Unternehmen Verluste machte.
Er wurde später zum stellvertretenden Direktor der Agentur befördert. Sein Nachfolger bei Ukrenergo offenbarte ebenfalls eine Reihe von Korruptionsskandalen.
Krise der Rüstungsindustrie
Erstaunlicherweise sind laut SIPRI die Profite US-amerikanischer Rüstungsunternehmen 2022 gefallen, ungeachtet der gestiegenen Nachfrage. Die Analysten vermuten, dass die Einnahmen aus neuen Aufträgen erst mit Verzögerung wirksam werden.
Ein Personalmangel stellt die Hersteller vor große Herausforderungen. Berichten zufolge wollen die zehn größten Betriebe in dieser Industrie 37,000 neue Mitarbeiter einstellen, enthüllt eine Financial Times-Umfrage.
Die westlichen Unternehmen bemühen sich, mit dem Bedarf der ukrainischen Armee Schritt zu halten, doch der Zeitraum bis zur vollen Kapazitätsauslastung bleibt ungewiss.
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel erschien zuerst bei RIA Nowosti am 24. Juni 2024.
Dawid Narmanija ist ein russischer Kolumnist und Blogger.
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