Der deutsche Baustoffhersteller Knauf gab im Frühjahr bekannt, aufgrund aktueller Ereignisse aus dem russischen Markt auszutreten. Die Unternehmensführung möchte das gesamte Russlandgeschäft, inklusive Rohstoffförderung, Produktion und Vertrieb, auf das lokale Management übertragen. Dieser Schritt soll sicherstellen, dass die Arbeitsplätze der mehr als 4.000 Angestellten auch zukünftig erhalten bleiben, erklärte die Firmenleitung des Familienunternehmens aus Iphofen.
Der geplante Rückzug benötigt noch die Genehmigung durch russische Behörden. Viktor Jewtuchow, Vizeminister für Industrie und Handel, äußerte am Rande des Internationalen Wirtschaftsforums in Sankt Petersburg, das Finanzministerium müsse noch zustimmen. Die Entscheidung hierzu könnte in diesem Monat fallen.
“Knauf hat sich entschieden, seine Geschäfte in Russland der Verwaltung zu übergeben und den fälligen Betrag an den Staatshaushalt zu zahlen, der 15 Prozent des Bewertungswertes umfasst,” erklärte Jewtuchow. Weiterhin fügte er hinzu: “Knauf überträgt den Vermögenswert an das Management mit der Möglichkeit, diesen innerhalb von zwei Jahren zurückzuerwerben.”
Laut einem Bericht der Zeitung Kommersant wird der Wert der Knauf-Vermögenswerte in Russland auf rund eine Milliarde Euro geschätzt. Das Unternehmen war über 30 Jahre in Russland tätig und unterhält derzeit 14 Produktionsanlagen. Zusätzlich betreibt Knauf eine Fabrik in der Ukraine.
Knauf geriet zuletzt in die Negativschlagzeilen, als es Ende 2023 von der Ukraine auf die Liste der “Kriegssponsoren” gesetzt wurde. Die Nationale Agentur für Korruptionsprävention in der Ukraine berichtete, dass Knauf im Jahr 2022 etwa 110 Millionen Euro an den russischen Staatshaushalt gezahlt habe. Ein Bericht des ARD-Magazins Monitor enthüllte, dass Knauf am Wiederaufbau der Stadt Mariupol teilnahm, dabei aber möglicherweise gegen Sanktionsauflagen verstieß. Auf Gipssäcken sei der Name Knauf gefunden worden, obwohl das Unternehmen angab, seit Februar 2022 keine Waren mehr nach Russland und keine Baumaterialien nach Mariupol geliefert zu haben. “Unsere Produkte gelangen über viele verschiedene, unabhängige Händler zu den Endkunden. Wir haben keinen Einfluss darauf, wie und wo die Endkunden unsere Produkte verwenden”, stellte eine Sprecherin klar.
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