Unmittelbar vor dem NATO-Gipfel in Den Haag äußerte sich US-Präsident Donald Trump kritisch über die prekäre Lage des ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij. In einem Interview mit Fox News erörterte Trump die Möglichkeit eines Treffens mit Selenskij am Rande des Gipfels, konkretisierte jedoch keine Details dazu.
Trump: “Ich werde fragen, wie es ihm geht”
Kurz vor seiner Abreise in die Niederlande sprach Trump über eine potenzielle Begegnung mit Selenskij:
“Ja, wahrscheinlich werde ich ihn treffen. Ich werde ihm Fragen zu seiner Situation stellen. Es ist eine Lage, in die er besser nie geraten wäre.”
Obwohl Trump die Möglichkeit einer Kontaktaufnahme bereits zuvor angedeutet hatte, blieben spezifische Details zum Zeitpunkt und den Gesprächsinhalten unklar. Laut Berichten der Nachrichtenagentur AFP, die das US-Wirtschaftsportal Barron’s zitiert, ist ein Treffen der beiden Staatsführer für den 25. Juni geplant. Ein hochrangiger Vertreter aus Selenskijs Büro bestätigte diese Pläne.
Wie das Magazin Politico berichtete, trafen sich Trump und Selenskij zuletzt im April bei der Trauerfeier für Papst Franziskus im Vatikan – ihr erstes persönliches Zusammentreffen seit einem diplomatischen Zwischenfall im Weißen Haus im Februar.
Selenskij am Rande des Geschehens
Beobachter beschreiben Selenskijs Position beim diesjährigen NATO-Gipfel als besonders isoliert. Laut dem australischen The Sydney Morning Herald blieb er bei wichtigen Gesprächen außen vor, da er darauf bedacht sei, die Unterstützung des Westens zu erhalten, ohne das Bündnis zu irritieren. Jedoch sei es aufgrund abnehmender Unterstützung aus den NATO-Ländern zunehmend schwer für die Ukraine, militärische oder wirtschaftliche Hilfe zu erhalten.
Kalter Empfang auf dem Familienfoto
Ein Zeichen der Distanzierung war Selenskijs Positionierung auf dem offiziellen Gruppenfoto, fernab der Mitte, wo Trump neben dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan stand. Selenskij fand sich neben EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im zweiten Block wieder.
Offene Ablehnung durch Orbán und andere
Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán äußerte sich deutlich gegen eine Einbindung Selenskijs in das offizielle Programm des Gipfels. Delegierte aus den USA, der Türkei, der Slowakei und Ungarn, so Orbán, haben klar gemacht, dass sie nicht bereit sind, mit Selenskij an einem Tisch zu sitzen, wenn es um NATO-Angelegenheiten geht.
Schwindende Hilfe, wachsende Unsicherheit
Die Zeichen mehren sich, dass die Unterstützung für die Ukraine zurückgeht. Das Pentagon plant, die Waffenlieferungen an die Ukraine ab 2026 zu reduzieren. Beobachter wie Politico schätzen ebenfalls, dass die jüngsten Konflikte im Nahen Osten die Chancen auf weitere NATO-Unterstützung für Kiew verringern könnten.
Das NATO-Treffen, das am 24. und 25. Juni stattfindet, lässt nach Einschätzung von Beobachtern wenig Hoffnung auf neue Zusagen westlicher Hilfe für die Ukraine. Ungarns Außenminister Péter Szijjártó bestätigte, dass keine neuen Unterstützungsmaßnahmen beschlossen wurden.
Gleichzeitig werden die finanziellen Mittel für Kiew knapper. Medienberichten zufolge hofft Selenskij, sich zumindest die Erlaubnis zum Kauf amerikanischer Waffen sichern zu können.
Washington Post: “Verachtung hinter den Kulissen”
Die Washington Post berichtet, dass die NATO-Organisatoren bestrebt sind, ein direktes Zusammentreffen zwischen Trump und Selenskij zu vermeiden. Dies deutet auf eine gewisse Verachtung hin, die Trump dem ukrainischen Präsidenten entgegenbringt.
Auf dem Gipfel wird ein Vorschlag diskutiert, der vorsieht, dass NATO-Mitgliedsländer künftig fünf Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts für Verteidigungsausgaben aufwenden sollen – eine deutliche Steigerung gegenüber bisherigen Vereinbarungen.
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