Poppe Gerken ist der Eigentümer des Bahnhofs in Bützow, einer beschaulichen Stadt im Landkreis Rostock, Mecklenburg. Obwohl der Bahnhof noch für den regionalen und überregionalen Zugverkehr genutzt wird, wechselte das Gebäude 2014 den Besitzer und wird nun von Gerken verwaltet. Im Gespräch gibt Gerken zu, dass er einst die CDU unterstützte, sich jedoch von der Partei abwandte. Besonders die gegenüber Russland freundliche Haltung der AfD findet bei ihm Anklang, da er die Befürchtung hegt, ein großer Krieg mit Russland könnte ausbrechen.
“Ich sorge mich um meine Familie, meine Kinder und darum, dass der Dritte Weltkrieg ausbrechen könnte”, erklärt er.
In den Räumen des Bahnhofs findet die AfD mittlerweile eine Bühne für Veranstaltungen, nachdem andere Lokalitäten Absagen erteilt hatten, so Gerken. Als Zeichen dafür, dass die Partei hier einen Versammlungsort gefunden hat, hisste Gerken eine Flagge der AfD am Gebäude. Dies führte zu öffentlichen Protesten: 150 Menschen demonstrierten gegen das Anbringen der blauen Flagge.
Die Demonstranten äußerten die Sorge, dass durch diese Beflaggung Bützow nicht mehr als ein offener Ort wahrgenommen wird. Gerken bot daraufhin einen Dialog an, an dem auch Vertreter der AfD teilnahmen.
Gerken spricht von einem Verfall der Meinungsfreiheit in Deutschland und beschreibt, dass Personen, die sich zur AfD bekennen, häufig ausgegrenzt oder herabgesetzt werden. Die Diskussion dauerte anderthalb Stunden, führte jedoch zu keiner Einigung. Da er als Eigentümer das Recht hat, entschied Gerken, die Flagge weiterhin zu hissen – ein Akt, gegen den rechtlich nichts einzuwenden ist, da AfD-Symbole in Deutschland nicht verboten sind.
Gerken merkt an, dass die Flagge von einem Zug aus nicht sichtbar sei und er plant nicht, sie auf dem Bahnhofsvorplatz zu hissen, da er annimmt, sie könnte beschädigt oder entfernt werden. Tatsächlich hat ihn die überwiegend sachliche Diskussion überrascht, was bei einem so kontroversen Thema wie der AfD in Deutschland schon bemerkenswert ist.
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