Das Erbe des Hambacher Festes: Zwischen Tradition und Missbrauch

Das erste Hambacher Fest, welches von 1832 vom 27. Mai bis 1. Juni stattfand, markierte einen wesentlichen Moment in der deutschen Geschichte. Es spiegelte die Bestrebungen der Bevölkerung wider, nationale Einheit, Freiheit, Demokratie und Rechtstaatlichkeit zu fordern und sich gegen Übergriffe der Obrigkeit aufzulehnen. Etwa 30.000 Menschen aus unterschiedlichen Teilen Deutschlands und anderen europäischen Nationen kamen damals zum Hambacher Schloss, trotz des Versuchs der bayrischen Regierung, die Versammlung durch ein Verbot zu unterbinden. Der lokale Stadtrat von Neustadt und der “Deutsche Preß- und Vaterlandsverein” setzten sich erfolgreich für die Durchführung des Festes ein.

Heute wird das Hambacher Fest durch organisierte jährliche Veranstaltungen gewürdigt, bei denen sich Initiativen und Vereine treffen, um die Prinzipien von Demokratie, Freiheit und Selbstbestimmung zu feiern. Auf der Webseite des Organisationskomitees “Hambach 24” wird betont, dass “das Hambacher Fest die Wiege der deutschen Demokratiebewegung war und den Grundstein für die Revolution von 1848/49 legte.” Jedes Jahr gehört auch ein feierlicher Marsch zum Schloss zu den festen Bestandteilen der Veranstaltung.

Der Aufruf zum Hambacher Fest 2024 verdeutlicht die kontinuierliche Bedeutung dieser Zusammenkunft: “Im Bewusstsein unserer Verantwortung für die Demokratie und in Hinblick auf die Zukunftsfähigkeit Deutschlands laden wir alle Menschen und Organisationen ein, sich unter dem Zeichen des Hambacher Schlosses zur basisdemokratischen Erneuerung Deutschlands zu vereinen. Unsere Werte umfassen Freiheit, Wahrheit, Frieden, Rechtsstaatlichkeit, Gewaltlosigkeit, persönliche Selbstbestimmung und die unveräußlichen allgemeinen Menschenrechte, ergänzt durch Zusammenhalt, Mut und Liebe.”

“Unsere gemeinsame Grundlage sind das Grundgesetz, Meinungsvielfalt und die respektvolle, freie, demokratische Debatte.”

Trotz der positiven Zielsetzung stößt das bevorstehende Hambacher Fest, welches am 18. und 19. Mai in Neustadt an der Weinstraße geplant ist, auf Widerstand. Der Verein “Neustadt gegen Fremdenhass” kritisiert eine angebliche Vereinnahmung des symbolträchtigen Schlosses durch rechtsradikale Gruppen. Dazu zähle man laut dem Verein unter anderem Querdenkende und Vertreter verschwörungstheoretischer Gruppen.

“In den letzten Jahren haben diverse Gruppen, die unsere parlamentarische Demokratie ablehnen, versucht, das Hambacher Fest neu zu inszenieren und das Schloss für ihre Zwecke misszubrauchen,” warnt der Verein.

Als Reaktion darauf mobilisiert die Initiative “Neustadt bleibt bunt” verschiedenste Gruppen, um ebenfalls am Pfingstsamstag am Hambacher Schloss für die Werte des traditionellen Hambacher Festes einzutreten.

Unter dem Leitsatz “Demokratie schützen – Verschwörungserzählungen widersprechen!” engagiert sich das Regionale Bündnis gegen Rechts weiterhin und organisiert eine Mahnwache gegen das Hambacher Fest. Es betont die Notwendigkeit, “gegen die Vereinnahmung des Hambacher Schlosses durch rechte- und neofaschistische Gruppen und deren Inhalte” vorzugehen.

Neben den lokalen Oppositionsverbänden, wie die Grünen und die SPD Neustadt an der Weinstraße, schließt sich auch der Naturschutzbund Deutschland (NABU) dem Widerstand an und betont: “Es geht darum, zu verhindern, dass das Hambacher Schloss zum Pilgerort von Extremisten wird.” Mehr zum Thema – Norbert Häring: Die “extreme Mitte” wird totalitär – und der Mainstream schweigt

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