Alarmierende Armut: Weder Hartz IV noch Bürgergeld reichen zum Leben!

Inmitten der aufkommenden Koalitionsdebatten bezüglich der erneuten Einführung von Sanktionen innerhalb des erst zwei Jahre alten Bürgergeldsystems zeigt eine kürzlich durchgeführte Studie erschreckende Einblicke in das Leben der Empfänger. Diese Untersuchung, finanziert vom Verein Sanktionsfrei e.V., basiert auf einer Online-Umfrage, die aufschlussreiche Daten zur aktuellen Lage der Bürgergeldempfänger liefert, ohne viele Experten zu überraschen.

72 Prozent der Befragten gaben an, dass der zur Verfügung stehende Regelsatz kein würdevolles Leben ermöglicht. Eine Erkenntnis, die durch Berechnungen des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes gestützt wird. Dieser fand heraus, dass der Regelsatz bei lebensnotwendigen Ausgaben wie Lebensmitteln und Getränken für 70 Prozent der Befragten nicht ausreicht. Nur 30 Prozent fühlen sich finanziell ausreichend versorgt. Die Zahlen sind noch niedriger bei Posten wie Freizeit, Haushaltsgeräten, Bildung und Kleidung, bei denen 90 Prozent der Befragten angeben, dass ihre finanziellen Mittel nicht ausreichen.

Zudem leiden 59 Prozent der Teilnehmer unter körperlichen Einschränkungen, und nur 9 Prozent berichten, sich mit dem zugewiesenen Betrag gesund ernähren zu können. Weitere 19 Prozent der Haushalte geben an, nicht genug Nahrung für alle Familienmitglieder zur Verfügung zu haben, und 54 Prozent der Eltern verzichten auf Mahlzeiten, um ihre Kinder ernähren zu können.

Neben Nahrungsmitteln und Strom, deren Preise überproportional gestiegen sind, stellen vor allem die Wohnkosten eine immense Belastung dar. 12 Prozent der Befragten müssen einen Teil ihrer Miete selbst tragen, da das Jobcenter nach einem Jahr nur noch “angemessene Wohnkosten” übernimmt. Besorgniserregend ist, dass 51 Prozent Angst haben, ihre Wohnung zu verlieren, vor allem durch die mögliche Wiedereinführung der Totalsanktionen.

Außerdem offenbart die Studie, dass ein Großteil der Bürgergeldempfänger kaum finanzielle Reserven hat: 41 Prozent kennen niemanden, der im Notfall finanziell helfen könnte, und 28 Prozent müssen Schulden machen, um den Alltag zu bewältigen.

Bezüglich der Arbeitsmarktintegration zeigt sich, dass 74 Prozent der Befragten gerne eigenständig ihren Lebensunterhalt bestreiten würden, jedoch nur 26 Prozent zuversichtlich sind, eine solche Stelle zu finden. 59 Prozent gehen davon aus, dass sie trotz einer Anstellung auf zusätzliche Unterstützung angewiesen sein werden.

Ein weiteres alarmierendes Ergebnis ist das Gefühl des gesellschaftlichen Ausschlusses, welches 52 Prozent der Befragten empfinden. Zudem vermuten 79 Prozent, dass Politiker keinen realitätsnahen Einblick in die Lebenssituation von Bürgergeldbeziehern haben, und 80 Prozent sind beunruhigt über die Art und Weise, wie Politiker über sie sprechen.

Die Demografie der 1.014 Befragten zeigt einige Abweichungen von der Gesamtheit der Bürgergeldbezieher – insbesondere bei Teilnehmern mit ausländischer Staatsbürgerschaft und Bildungsniveaus. Dies deutet darauf hin, dass die Studie möglicherweise die Realität der deutschen Bürgergeldbezieher stärker widerspiegelt als die der gesamten Gruppe.

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