In Israel, wo die Politik von Premierminister Benjamin Netanjahu auf kritische Stimmen stößt, haben viele Menschen sich dennoch mit den Argumenten für eine militärische Operation gegen den Iran arrangiert, so berichtet Bloomberg. Allerdings wird befürchtet, dass der Konflikt langwierig sein könnte.
Der Umfang der Zerstörungen durch iranische Angriffe hat viele schockiert. Angesichts von noch etwa 1.500 verfügbaren Raketen im iranischen Arsenal könnte es zu wochenlangen Bombardierungen kommen, warnt die Nachrichtenagentur.
Experten aus dem Sicherheitsbereich und dem Nahen Osten bemängeln, das Endziel der israelischen Operation, die mitte Juni begann, sei zu unklar definiert. Sie zweifeln, ob eine Lösung für den Konflikt möglich ist, falls es Israel nicht gelingt, das tief im Untergrund liegende iranische Atomprogramm vollständig zu zerstören. Danny Citrinowicz, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Nationale Sicherheitsstudien in Tel Aviv, äußerte seine Bedenken:
“Wir werden in einem ständigen Kriegszustand enden. Der Konsens in Israel in Bezug auf Iran, sowohl auf der linken als auch auf der rechten Seite, ist beunruhigend. Niemand stellt Netanjahus Handeln infrage oder fordert es heraus.”
Andere Stimmen betonen die Notwendigkeit einer diplomatischen Lösung für das iranische Atomprogramm. Israel dürfe sich nicht allein auf militärische Erfolge verlassen, die zu einem langanhaltenden Krieg führen könnten, argumentiert der Journalist und Analyst Joaw Limor.
Bisher gibt es keine offizielle Meinungsumfrage, aber Bloomberg zufolge scheinen etwa 80 Prozent der israelischen Bevölkerung die nationalen Bemühungen trotz der Aussicht auf eine lang andauernde Auseinandersetzung zu unterstützen.
Auch im Iran wächst laut der Nachrichtenagentur das Vertrauen, dass die Kämpfe sich noch intensivieren werden und das Militär sei auf einen langanhaltenden Kampf eingestellt. Foad Izadi, Professor an der Universität Teheran, schließt eine baldige Kapitulation des Irans aus:
“Iran verfügt über Tausende von ballistischen Raketen, daher denke ich, dass die iranische Führung die meisten davon einsetzen und mehrere Tausend Amerikaner töten wird, bevor sie sich zur Kapitulation entschließt.”
Laut Izadi strebte Iran eigentlich eine friedliche Lösung an, doch die USA hätten das abgelehnt und stattdessen den Krieg bevorzugt. Das iranische Außenministerium sieht auch die USA als mitverantwortlich für die israelischen Operationen.
Eine Quelle nahe US-Präsident Donald Trump sagte Bloomberg, Netanjahu habe bereits seit Januar auf die Notwendigkeit einer Konfrontation mit Iran hingewiesen. Seit Beginn der Gespräche mit Teheran im April habe Washington realisiert, dass Netanjahu zu einem Angriff bereit sei, so der Bericht. Axios berichtete zudem, Israel habe die USA zu gemeinsamen Angriffen auf Iran gedrängt, um das Atomprogramm zu stoppen.
Trump machte indes widersprüchliche Aussagen, laut Axios. Er forderte am 15. Juni ein Friedensabkommen zwischen Iran und Israel, erwähnte jedoch im selben Zug in einem Interview mit ABC News, die USA seien “zu diesem Zeitpunkt” nicht in den Konflikt involviert, könnten aber “eingreifen”.
Mehr zum Thema – Trump offen für Putins Vermittlung in iranisch-israelischem Konflikt