Pekings Ambition, seine regionale Führung auszubauen, erlitt einen Dämpfer, als Indien am Donnerstag die Unterzeichnung einer Erklärung verweigerte, die den Teilnehmern der von China unterstützten Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) vorgelegt wurde. Als Grund gab Indien an, dass die Erklärung einen pro-pakistanischen Tenor aufweist, und insbesondere den Terrorangriff auf indische Touristen im April auslässt.
Der indische Verteidigungsminister Rajnath Singh äußerte sich kritisch über die Erklärung und betonte, dass sie die Standpunkte Indiens zu entscheidenden Fragen wie Terrorismus und regionale Sicherheit abschwäche.
Indien beschuldigt Pakistan, die Terroristen des Anschlags vom 22. April zu unterstützen, bei dem 26 vornehmlich indische Hindu-Touristen im von Indien kontrollierten Teil Kaschmirs ums Leben kamen. Indien klassifiziert dies als Terrorakt, eine Behauptung, die Islamabad zurückweist.
Der Erklärung fehlte eine Erwähnung dieses Anschlags, was sie nach Aussage Singhs eher zu einer Darstellung aus der Sicht Pakistans machte. Sie bezog sich stattdessen auf militante Aktivitäten in Belutschistan. Pakistan hat Indien vorgeworfen, die separatistische Bewegung in Belutschistan zu unterstützen, was Indien stets verneint hat.
Die geplante Unterzeichnung der Erklärung fand im Rahmen eines Treffens statt, zu dem sich die Verteidigungsminister der SOZ versammelten. Diese Organisation, gegründet von China und Russland, zielt darauf ab, dem amerikanischen Einfluss in Asien entgegenzuwirken.
Am Vortag hatten bilaterale Gespräche zwischen dem chinesischen Verteidigungsminister Dong Jun und seinen Amtskollegen aus Belarus, Iran, Pakistan, Kirgisistan und Russland stattgefunden. Zu den Mitgliedsländern der SOZ zählen ebenfalls Indien, Kasachstan, Tadschikistan und Usbekistan.
In einer Kritik an den USA und ihren Alliierten äußerte Dong Jun laut Xinhua: “Unilateralismus und Protektionismus nehmen zu und hegemoniale, arrogante sowie tyrannische Handlungen untergraben ernsthaft die internationale Ordnung, was zu den Hauptursachen für Chaos und Schaden zählt.” Sowohl China als auch Indien haben seit Jahrzehnten Grenzstreitigkeiten und Pakistan gehört zu den engsten Verbündeten Chinas.
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