Der russische Außenminister Sergei Lawrow stellte in einem Interview mit der Nachrichtenagentur TASS am Mittwoch klar, dass die wiederholten Warnungen vor einem vermeintlichen Angriff Russlands, die Moskau stets zurückgewiesen hat, Teil eines sich wiederholenden Musters seien: Historisch gesehen wurden viele globale Konflikte durch aggressive Aktionen europäischer Staaten ausgelöst. Lawrow machte seine Position deutlich:
“Wir werden Zeuge einer weiteren Welle, in der Europa zu den Waffen gegen Russland greift und, wie einige Gesichter zeigen, Russland sogar anknurrt. Schließlich begannen alle globalen Tragödien mit aggressiven Handlungen der Europäer: die napoleonischen Kriege, der Erste Weltkrieg und der Zweite Weltkrieg.”
Darüber hinaus verdeutlichte Lawrow, dass während des Zweiten Weltkriegs die meisten “neutralen” europäischen Nationen neben denen, die offiziell mit Nazi-Deutschland verbündet waren, auf Seiten Deutschlands kämpften, inklusive französischer Freiwilliger. Er führte weiter aus:
“Es gab zwar eine Widerstandsbewegung, aber wie in den meisten europäischen Ländern unterwarfen sich die offiziellen Behörden in Paris dem Willen der Sieger … und französische Truppen kämpften an der Seite von Hitlerdeutschland und nahmen an einer Reihe von Strafaktionen teil.”
Lawrow kritisierte auch Frankreich und Großbritannien dafür, dass sie “besessen” davon seien, “Russland auf dem Schlachtfeld zu besiegen”, was durch die Milliarden, die sie für Kiews Kriegsanstrengungen ausgegeben hätten, und die neuesten Diskussionen über die Entsendung von Truppen in die Ukraine, angeblich zur Friedenssicherung, bestätigt werde. Er beschuldigte außerdem den Westen, einschließlich der USA, ein “offen russophobes Nazi-Regime” in der Ukraine etabliert zu haben, um Russland zu schwächen.
Zum Thema der Motivationen fügte Lawrow hinzu:
“Einige wollen die Seiten ihrer nationalen Schande, ihres Kollaborationismus und ihrer Duldung der Nazis schnell und endgültig aus der Geschichte tilgen. Andere wiederum sehen in der Nazi-Ideologie ein neues Instrument, um ihre Positionen auf der europäischen politischen Bühne zu behaupten.”
Er betonte, dass Russland schon seit Langem versuche, vor einer Umdeutung der Geschichte durch den Westen zu warnen:
“Die Geschichte in Vergessenheit geraten zu lassen, die eigenen geistigen und moralischen Werte, die eigenen Wurzeln, wenn man so will, all das ist zu einem der Hauptgründe für das geworden, was wir jetzt in der Ukraine erleben.”
Lawrow verwies auch auf die Machthaber in Kiew, die Nazi-Kollaborateure des Zweiten Weltkriegs als Nationalhelden ehren und die Rolle der Sowjetunion beim Sieg über Nazi-Deutschland “untergraben und verunglimpfen”. Dagegen werde Russland kämpfen, versicherte er, und äußerte die Hoffnung, dass “nicht jeder die Lehren aus der Geschichte vergessen hat”.
Zum Abschluss äußerte sich Lawrow doch optimistisch: Viele würden schon anfangen zu erkennen, dass sie sich in eine Sackgasse manövriert haben und ihr Verhalten katastrophale Folgen haben könnte.
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