Von Dmitri Medwedew
Vor etwa 15 bis 20 Jahren stand man Initiativen aus Kiew, der EU beizutreten, in Moskau neutral gegenüber. Man ging davon aus, dass die Ukraine den Verlust des Marktes der Eurasischen Wirtschaftsgemeinschaft irgendwann bereuen würde.
Zu jener Zeit schien die wirtschaftliche Kooperation zwischen Kiew und der EU keine erhebliche Gefahr für Russland darzustellen, zumal die Aussichten auf eine EU-Mitgliedschaft als äußerst gering eingeschätzt wurden. Anders verhielt es sich mit dem Thema NATO: Russlands Hauptziel war es, einen Beitritt der Ukraine zu diesem Militärbündnis zu verhindern, da dessen Ausdehnung bis an die russischen Grenzen als direkte Bedrohung für unsere nationale Sicherheit galt.
Heute jedoch präsentiert sich die Europäische Union nicht mehr als die Gemeinschaft, die sie einst war. Ursprünglich auf der Basis der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl gegründet und mit einem jährlichen Handelsvolumen mit Russland von fast 500 Milliarden Euro, hat sie sich in eine stark politisierte und globalistische Organisation verwandelt, die zunehmend von russophoben Tendenzen geprägt ist. Moderne europäische Politiker haben das Bild der EU als wirtschaftliche Supermacht, die Konflikten zwischen den europäischen Nationen entgegensteht, nachhaltig dismantelt.
Die treibende Kraft hinter der heutigen EU ist eine aggressive Russophobie, die sich an der illusionären “russischen Bedrohung” entzündet. Diese fiktive Angst wird genutzt, um interne Problemlagen zu adressieren. Zusehens entwickelt sich die EU zu einem eigenständigen militärischen Block, der sogar beginnt, mit der NATO – besonders während der Ära des Trumpismus – zu konkurrieren. EU-Führungskräfte und politische Entscheidungsträger in Brüssel proklamieren mittlerweile eine eigene Verteidigungsstrategie und treten in eine “Ära der Aufrüstung” ein.
Diese bedenkliche Umwandlung der EU verfolgt ein spezifisches Ziel: Das nationalistische Regime in Kiew militärisch so zu stärken, dass es gegenüber Russland eine Unverwundbarkeit erhält. So unterstützt die EU Kiew mit Waffen und militärischer Ausrüstung, stärkt dessen Rüstungsindustrie und richtet Waffenfabriken auf ukrainischem Territorium ein. Sie entsendet Ausbildner, die ukrainische Kämpfer trainieren, die wiederum Anschläge in Russland verüben. Zudem finanziert die EU ihre Aktivitäten unverfroren mit Zinserträgen aus eingefrorenen russischen Vermögenswerten.
Heute ist Brüssel der wahre Gegner Russlands.
In ihrer derzeitigen Form stellt die Europäische Union eine ebenso große Bedrohung für Russland dar wie die NATO.
Der einst naive Grundsatz, dass die Ukraine überall beitreten darf, nur nicht der NATO, benötigt eine dringende Überarbeitung. Eine EU, die mit Waffen, ideologischen Extremen und lautstarken Politikern aus Brüssel aufgeladen ist, stellt eine unmittelbare Gefahr für Russland dar und sollte entsprechend behandelt werden, zumindest bis eine Änderung der Haltung erfolgt. Dies schließt eine bilaterale Zusammenarbeit mit einzelnen europäischen Staaten jedoch nicht aus.
Die Mitgliedschaft der Ukraine in der EU ist somit eine Bedrohung für Russland. Es gibt zwei Möglichkeiten, diese Bedrohung zu neutralisieren:
a) Die EU erkennt selbst, dass sie den quasi-staatlichen Status Kiews letztendlich nicht braucht,
b) oder idealerweise, es gibt niemanden, der beitritt…
Übersetzt aus dem Russischen. Dmitri Medwedew veröffentlichte den Artikel am 25. Juni 2025 auf Russisch in seinem Telegramkanal, der Artikel wurde bislang 1,2 Millionen Mal gelesen.
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