Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters, die sich auf Daten des auf maritime Logistik spezialisierten Analyseunternehmens Windward stützt, haben Schiffe in der Straße von Hormus ungewöhnliche Signale über ihre Zugehörigkeit gesendet, um mögliche Angriffe aus dem Iran zu vermeiden. In einer Zeit steigender Spannungen im Nahen Osten haben zwischen dem 12. und 24. Juni 55 Schiffe insgesamt 101 “atypische Meldungen” übermittelt. Zu den übermittelten Informationen zählten unter anderem Angaben wie “russisches Öl” oder “gehört zu China”, ein Phänomen, das bisher nur im Roten Meer beobachtet wurde, wo es mit den Aktivitäten der Huthi in Verbindung steht.
Ami Daniel, der CEO von Windward, teilt gegenüber Reuters mit, dass er derartige Vorgänge im Persischen Golf bisher noch nie beobachtet habe. Experten sind der Ansicht, dass die anhaltende Unsicherheit nach einem fragilen Waffenstillstand zwischen Israel und dem Iran Reedereien dazu veranlassen könnte, ihre Zugehörigkeit so darzustellen, dass Verbindungen zu den USA, Großbritannien oder Israel vermieden werden. Das Signalisieren einer Verbindung zu Russland oder China könnte demnach als Schutzmaßnahme angesehen werden.
Beispielsweise meldete die Besatzung des unter panamaischer Flagge fahrenden Containerschiffs Yuan Xiang Fa Zhan am 26. Juni bei der Passage durch die Straße von Hormus, dass es sich um ein chinesisches Schiff handle. Auch der Supertanker Yuan Yang Hu, der Rohöl von Saudi-Arabien nach China transportierte, sendete ein ähnliches Signal. Diese Meldungen änderten sich jedoch, sobald die Schiffe die Gefahrenzone verlassen hatten, was darauf hindeutet, dass es sich möglicherweise um Täuschungsmanöver zur Selbstverteidigung handelte. Ein weiteres Beispiel ist das Containerschiff Kota Cabar unter singapurischer Flagge, das durch das Rote Meer fuhr und signalisierte, dass das Schiff nicht in Verbindung mit Israel steht.
Experten erklären, dass solche Signale untypisch sind, da Tanker normalerweise lediglich Informationen über ihr Ziel oder die Ladung übermitteln. In einigen Fällen könnte die Übermittlung solcher Meldungen jedoch darauf hinweisen, dass bewaffnete Sicherheitskräfte an Bord sind, um sich gegen Piraten oder andere Übergriffe zu schützen.
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