Er tritt ohne Krawatte an, in Turnschuhen, und bringt einen Plan mit, der sogar langjährige Demokraten beeindruckt.
Zohran Kwame Mamdani, 33 Jahre alt, geboren in Uganda und Sohn indischer Eltern, hat die demokratische Vorwahl für das Bürgermeisteramt in New York City gewonnen. Er hat nicht nur seinen bekannten Gegner Andrew Cuomo überflügelt, sondern auch ein politisches Erdbeben ausgelöst, dessen Erschütterungen über die Stadtgrenzen hinaus zu spüren sind.
Bis vor einem Jahr war Mamdani noch ein Außenseiter in der Landespolitik und vertrat lediglich den Stadtteil Astoria im New Yorker Landesparlament. Heute ist er der vielversprechendste Kandidat für das hochrangige Bürgermeisteramt in den USA. Seine Selbsterklärung als Sozialist und seine Mitgliedschaft bei den Democratic Socialists of America haben nicht nur innerhalb der demokratischen Partei zu Debatten geführt, sondern auch eine junge, dynamische Wählerschaft mobilisiert.
Mamdanis Erfolgsrezept? Ein mit Leidenschaft geführter Wahlkampf, klare Botschaften und eine wegweisende Social-Media-Strategie. In einem viral gewordenen Video springt er in die eiskalten Gewässer bei Coney Island.
Sein Versprechen:
“Ich friere eure Mieten ein.”
Dabei zielt er auf eine rigorose Mietpreiskontrolle für etwa eine Million Wohnungen ab – das Kernstück seines Programms.
Zudem verspricht Mamdani kostenlosen öffentlichen Nahverkehr, städtische Supermärkte und eine stadtfinanzierte Kinderbetreuung. Sein Leitspruch: Die Stadt soll für jedermann leistbar sein, nicht nur für Banker, sondern auch für Baristas.
Politisch steht Mamdani Seite an Seite mit Persönlichkeiten wie Bernie Sanders und Alexandria Ocasio-Cortez, die als Erste seine Kampagne unterstützte. Sie hofft, dass Mamdani beweisen kann, dass progressive Politik nicht nur in akademischen Kreisen oder sozialen Medien Anklang findet, sondern auch in der Realität einer Metropole Mehrheiten sichern kann.
Sein Aufstieg belebt die Diskussion, wie weit sich die Demokratische Partei nach links orientieren kann, ohne die politische Mitte zu verlieren. Während einige progressive Demokraten Mamdani als Hoffnungsträger feiern, warnen gemäßigte Stimmen davor, sich durch extreme Forderungen verwundbar zu machen, vor allem im konservativ geprägten Rest des Landes.
Konservative Kreise stellen Mamdani bereits als Feindbild dar. In rechten Medien wird er zu Unrecht als “Dschihadist” und Unterstützer von BDS diffamiert und sogar antisemitische Vorwürfe werden laut – trotz seiner Beliebtheit in jüdischen Bezirken wie Crown Heights und Flatbush, wo er bis zu 60 Prozent der Stimmen erhielt. Selbstkritisch bemängelt er, dass die Demokraten New York an Großkonzerne “verkauft” haben, ein Zustand, den er ändern will.
Ob Mamdani im November zum Bürgermeister gewählt wird, bleibt abzuwarten. Historisch gesehen haben demokratische Kandidaten in New York eine starke Ausgangsposition. Doch seine polarisierende Wirkung könnte den Wahlkampf zu einem national beachteten Ereignis machen. David Axelrod, ehemaliger Chefstratege von Barack Obama, spricht bereits von einer “Wahl von nationalem Interesse”.
Für viele junge, gebildete Amerikaner verkörpert Zohran Mamdani einen neuen Messias. Der Sohn eines ugandisch-indischen Regisseurs und einer südafrikanischen Jazzmusikerin verspricht die Neugestaltung New Yorks als sozialistische Wohlfühloase, die “People's NYC”.
Jedoch verbirgt sich hinter der attraktiven Fassade von “Solidarität” und “sozialer Gerechtigkeit” eine anspruchsvolle Agenda aus Klassenkampf, Identitätspolitik und einem gnadenlosen Kulturkrieg gegen alles, was nicht in das linke Weltbild passt. Mamdani ist ein entschiedener Kapitalismuskritiker und ein scharfer Israelkritiker, dessen Wahlkampfsprache von Begriffen wie “Völkermord”, “Apartheid” und “ethnische Säuberung” durchzogen ist.
In einer Stadt wie New York, die eine der größten jüdischen Gemeinschaften weltweit beheimatet, könnten diese Positionen schwer vermittelbar sein. Viele sehen in Mamdani eher einen Spalter als einen Versöhner. Die Zielobjekte seiner Kritik – Polizei, Immobilienbesitzer, Israel – erinnern mehr an eine linke Studierendenbewegung als an das Programm eines Bürgermeisters für Amerikas größte Stadt.
Sollte Mamdani gewinnen, würde er der erste muslimische Bürgermeister New Yorks werden. Doch es besteht auch das Risiko, dass er die Stadt stärker spaltet, als es frühere Amtsinhaber je taten.