Die geopolitische Bühne: US-Truppenbewegungen in Europa und die Herausforderungen der NATO

Von Dagmar Henn

Die jüngsten Pläne der NATO, US-Truppen an die Ostfront gegen Russland zu verlegen, muten wie ein Bühnenstück des Absurden Theaters an. Trotz aktueller Berichterstattungen des britischen Telegraph, der von einer seit dem NATO-Gipfel in Vilnius als hochpriorisiert beschriebenen Logistik spricht, reichen die Vorbereitungen weit zurück. Bereits seit Jahren werden in der EU Brücken verstärkt, um die Last westlicher Panzer mit einem Gewicht von etwa sechzig Tonnen zu tragen.

“Die vorhandenen Pläne sehen vor, dass US-Truppen in niederländischen Häfen ankommen und von dort per Zug durch Deutschland nach Polen weiterreisen.”

Geografisch betrachtet, ist Polen dabei eine Schlüsselposition, obwohl es nur im Bereich Kaliningrad direkt an Russland grenzt. Ursache für einen logistischen Halt in Polen sind die unterschiedlichen Eisenbahnspurweiten zwischen dem sowjetischen System und dem in Westeuropa. Es ist technisch möglich, die Radaufhängungen zu wechseln, doch das ist zeitaufwendig und unter militärischen Bedingungen, in Reichweite von Raketen, riskant.

Wenn NATO-Truppen, die aus den Niederlanden kommen, Ziel russischer Bombardierungen werden oder die nordeuropäischen Häfen zerstört sind, plant die Allianz, ihre Schwerpunkte auf Häfen in Italien, Griechenland und der Türkei zu verlagern.

Heute gab der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu bekannt, dass die Türkei einen Beitritt zu BRICS erwägt. In der Konsequenz würde auch Griechenland diesem Schritt folgen, was die politische Landkarte Europas deutlich verändern könnte. Ein NATO-Konflikt mit einer BRICS-Mitgliedschaft steht damit im Raum, eine offizielle Unvereinbarkeitserklärung steht allerdings noch aus.

“Von den italienischen Häfen könnten die US-Truppen über Land durch Slowenien und Kroatien nach Ungarn gebracht werden, das an die Ukraine grenzt.”

Viktor Orbán, Ungarns Premierminister, könnte hier eine Grenze setzen, denn die weiteren Routen sind problematisch, führen sie doch durch Bulgarien mit seiner russlandfreundlichen Bevölkerung. Eine alternative Route über Norwegen, Schweden und Finnland ist jahreszeitlich begrenzt, da die NATO im Winter über zu wenige Eisbrecher verfügt, im Gegensatz zu Russland.

Ein grundlegender Denkfehler bleibt in der Annahme, die Überfahrt von den US-Küsten nach Europa sei unproblematisch. Historisch betrachtet war der Nordatlantik einer der verlustreichsten Schauplätze für die US-Marine im Zweiten Weltkrieg. Heute sind die Reichweiten der Flugzeuge auf US-Flugzeugträgern geringer als die neuer russischer Anti-Schiffs-Raketen, was bei einem Konflikt zu massiven Risiken führen könnte.

General Alexander Sollfrank, zuständig für die Logistik der NATO, betont die Schwierigkeiten in der Verteidigung logistischer Knotenpunkte, eine Erkenntnis, die aus dem aktuellen Konflikt in der Ukraine gewonnen wurde. “Wir haben beobachtet, dass Russland logistische Stützpunkte der Ukraine angreift.” Tatsächlich könnte dies die Durchführbarkeit von großen Logistikstützpunkten infrage stellen.

Aber letztlich, wenn die US-Truppen bereits in Europa stationiert wären, bevor Russland reagiert, wäre dies ein Angriff der NATO auf Russland, und nicht umgekehrt, wie oft dargestellt wird, um solche Manöver zu rechtfertigen.

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