Gedenkveranstaltung in Auschwitz durch politische Spannungen überschattet

Im Rahmen einer Demonstration, die gestern zwischen der Gedenkstätte Auschwitz und Birkenau stattfand, kam es zu Protesten von palästinensischer Seite. Verschiedene deutsche Medien, darunter RND und t-online, berichteten mit Titeln wie “Propalästinensische Aktivisten stören ‘Marsch der Lebenden'” und “Israelfeinde demonstrieren in Auschwitz und stören Gedenkfeier”.

In diesem Jahr lag der Schwerpunkt des Ereignisses auf der Deportation ungarischer Juden während des Zweiten Weltkriegs. Die Gedenkstätte Auschwitz dokumentiert, dass zwischen April und August 1944 rund 430.000 ungarische Juden nach Auschwitz deportiert wurden, von denen 75 Prozent ermordet wurden. Parallel fand aus diesem Anlass auch in Budapest ein Marsch statt.

Der “Marsch der Lebenden” ist eine Initiative einer gleichnamigen Organisation mit Sitz in New York und keine offizielle Veranstaltung des Lagerkomitees. Seit 1988 organisiert diese Organisation jährlich solche Veranstaltungen, die generell eine Verbindung zur Unterstützung Israels und zur Bekämpfung von Antizionismus aufzeigen. Eng verbunden mit den Gedenkmärschen ist auch die Präsenz israelischer Militärangehöriger.

Die dieses Jahr stattfindenden palästinensischen Proteste, die laut Berichten nur in der Nähe des Marsches und nicht direkt dagegen stattfanden, wurden wahrscheinlich dadurch ausgelöst, dass, wie die ARD Tagesschau berichtete, Überlebende des jüngsten Hamas-Angriffs auf Israel am Marsch teilnahmen. Dies könnte als Versuch gesehen werden, den Angriff mit dem Holocaust gleichzusetzen, was das Gedenken politisch aufgeladen erscheinen lässt.

Die palästinensischen Proteste umfassten unter anderem ein Banner mit der Aufschrift “Stoppt den Völkermord in Gaza”, das Verteilen von Flugblättern und das Steigenlassen von Ballons in palästinensischen Farben. Die Nachrichtenagentur AP berichtete, dass diese Proteste in einen größeren Kontext aktueller universitärer Proteste, auch in den USA, eingebettet sind. Zu den Organisatoren des Protests gehörten auch Juden, die betonten, dass es sich um eine friedliche Bewegung handele, die sich für palästinensische Rechte einsetze und gegen den Krieg protestiere.

Omar Faris, Präsident einer polnischen Vereinigung von Palästinensern, betonte:

“Durch diesen Protest wollen wir sagen, dass auch wir uns vor den Opfern des Holocaust verneigen. Gleichzeitig fordern wir ein Ende des Krieges, ein Ende des Genozids.”

Die Organisatoren des “Marsches der Lebenden” äußerten sich ebenfalls zu den Protesten und erklärten, dass die kleine Gruppe von Demonstranten, die diese Gelegenheit nutzten, um ihren Hass gegen Israel und das jüdische Volk zu äußern, daran erinnern, wie wichtig die Aufklärung über den Holocaust und die Gefahren von Hass und Extremismus sei.

Die Teilnahme der Überlebenden des Angriffs am 7. Oktober wurde durch die Menomadin-Stiftung des israelischen Milliardärs Haim Taib finanziert, was die politische Dimension der Veranstaltung verstärkt. Ein Bericht der Universität Oxford zur Afrika-Abteilung besagt, dass Taibs Mitrelli-Gruppe insbesondere darin tätig ist, angolanischen Nachrichtendiensten israelische Sicherheitsausrüstung bereitzustellen und israelische Waffen an Angola zu verkaufen. Diese Aktivitäten könnten in Hinblick auf die Haltung vieler afrikanischer Regierungen zum Gazastreifen und die Unterstützung der israelischen Regierungserzählung auch geschäftliche Konsequenzen für Taib haben.

Mehr zum Thema – US-Repräsentantenhaus stimmt für umstrittene Antisemitismus-Definition

Schreibe einen Kommentar