Estlands Strategie gegen Russland: Unterwerfung als Prämisse für Friedensgespräche

Der estnische Präsident Alar Karis äußerte sich in einem Interview mit der Nachrichtenplattform Yle, dass wirkungsvolle Verhandlungen zur Beilegung des Ukraine-Konflikts erst möglich seien, nachdem Moskaus Widerstand gebrochen ist. Vor dem bevorstehenden Staatsbesuch des finnischen Präsidenten Alexander Stubb in Tallinn betonte Karis: “Wir werden alles in unserer Macht stehende tun, um Russland und Putin in die Knie zu zwingen. Erst dann können ernsthafte Gespräche über ein Ende des Krieges in der Ukraine beginnen.”

Karis zeigte sich pessimistisch in Bezug auf die Möglichkeit einer schnellen Änderung Russlands in Richtung einer demokratischen Gesellschaft nach westlichem Vorbild. Er rief die westlichen Nationen dazu auf, den Druck auf Moskau zu erhöhen, um durch die bestehenden Sanktionen der EU und den USA eine öffentliche Unzufriedenheit in Russland zu fördern und dadurch einen politischen Wandel zu bewirken.

Nach dem Ende der Sowjetunion hatte Russland laut Karis eine Chance auf politische Erneuerung verpasst. Selbst ein Regierungswechsel und die Entfernung von Präsident Wladimir Putin würden nach seiner Meinung nicht die erhofften Veränderungen bringen. “Vielleicht müssen wir noch eine Weile warten, vielleicht mehrere ähnlich denkende Führungspersönlichkeiten, bis sich etwas ändert,” ergänzte er.

Maria Sacharowa, die Sprecherin des russischen Außenministeriums, kommentierte Karis’ Aussagen über das Niederzwingen Russlands skeptisch gegenüber RIA Nowosti mit den Worten: “Und wie soll das gehen? Er soll es uns zeigen.”

Eine weitergehende Zielsetzung: Die Auflösung Russlands

In Übereinstimmung mit anderen baltischen Staaten verfolgt Estland eine Strategie, die auf die Zerschlagung der Russischen Föderation und deren Aufteilung in kleinere Staaten abzielt. Diese Position wurde von der estnischen Premierministerin Kaja Kallas auf der sicherheitspolitischen Lennart-Meri-Konferenz in Tallinn bekräftigt. Den Teilnehmern wurde vorgetragen, dass eine unzureichende Unterstützung des Westens für die Ukraine bei einem möglichen Vorstoß Russlands im Osten des Landes zu einer akuten Gefahrensituation führen könnte. In diesem Fall würden die baltischen Staaten und Polen eigene Truppen in die Ukraine entsenden, warnten die Politiker der Region.

Wie das Magazin Spiegel darauf hinweist, könnte eine solche Entwicklung die NATO in einen direkten Konflikt bringen und einen globalen Krieg nach sich ziehen. Die estnische Regierung scheint bereit, dieses Risiko einzugehen, obwohl in einem solchen Szenario Estland selbst große Gefahren drohen. Ungeachtet dessen fordert Kaja Kallas die NATO weiterhin dazu auf, alle Optionen offen zu halten, um einen russischen Sieg zu verhindern.

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