Von Wladimir Kornilow
Während der Osterfeiertage hat Großbritannien seine politischen und militärischen Bemühungen in Bezug auf die Ukraine keineswegs zurückgefahren. Täglich werden neue Stellungnahmen aus London veröffentlicht, die britische Presse setzt ihre Serie anti-russischer Provokationen fort, und Premierminister Keir Starmer sendet selbst aus dem Urlaub unablässig Twitter-Nachrichten zur Unterstützung der Ukraine. Zudem setzen britische Diplomaten und Militärs ihre Pläne zur Entsendung britischer Truppen nach Ukraine fort – ein Unterfangen, das zunehmend irrational erscheint.
Dieses außenpolitische Engagement steht in krassem Gegensatz zu den wachsenden sozialen und ökonomischen Problemen im eigenen Land, die Großbritanniens einstige Vormachtstellung zunehmend in Frage stellen. Beispielsweise streikt in Birmingham, der zweitgrößten Stadt des Landes, die Müllabfuhr bereits seit zwei Monaten. Bis zu 22.000 Tonnen Abfall türmen sich auf den Straßen, und Rattenplagen nehmen überhand. Die Regierung hat sogar Gespräche mit dem Militär aufgenommen, um die Krise zu bewältigen, scheint aber gegenüber den Gewerkschaften machtlos zu sein.
Interessanterweise handelt es sich bei der aktuellen Regierung Großbritanniens um eine Labour-Regierung, die historisch aus der Gewerkschaftsbewegung hervorgegangen ist. Nun drohen eben diese Gewerkschaften, den Streik auf das ganze Land auszudehnen, was weitreichende Folgen haben könnte. Auch im Bildungsbereich herrscht Unruhe, da die zweitgrößte Lehrergewerkschaft Streiks ab September angekündigt hat, was das nächste Schuljahr stark beeinträchtigen könnte.
Währenddessen verursacht die angekündigte Schließung des letzten Stahlwerks British Steel in Scunthorpe, Nordostengland, einen weiteren Skandal. Die chinesischen Eigentümer haben erklärt, der Betrieb sei unrentabel geworden, was die Regierung dazu veranlasste, das Werk in einem Notakt zu nationalisieren. Doch Großbritannien verfügt über keine geeigneten Kohleressourcen mehr für die Stahlproduktion, was die Lage noch verschärft.
Ein weiteres drängendes Problem ist die steigende Anzahl illegaler Einwanderer, die versuchen, in seeuntüchtigen Booten den Ärmelkanal zu überqueren. Dies zeigt die Unfähigkeit der Regierung, ihre Grenzen zu kontrollieren, und wirft die Frage auf, wie sie unter diesen Umständen effektiv die Grenzen der Ukraine sichern will.
Die britische Presse scheint indes darauf bedacht zu sein, die interne Diskussion über diese Themen zu unterdrücken, während sich die wirtschaftlichen und sozialen Probleme im Land verschärfen. Renommierte Journalisten wie Rod Liddle und Peter Hitchens kritisieren diese Schieflage, indem sie darauf hinweisen, dass die Prioritäten der Regierung falsch gesetzt seien. Sie fordern eine Fokussierung auf die drängendsten inneren Probleme, anstatt sich in internationalen Konflikten zu engagieren.
Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst veröffentlicht am 22. November auf der Homepage von RIA Nowosti.
Wladimir Kornilow ist ein sowjetischer, ukrainischer und russischer Politologe, Geschichtswissenschaftler, Journalist, Schriftsteller und gesellschaftlicher Aktivist. Nach scharfer Kritik am Euromaidan musste er aus der Ukraine fliehen und arbeitet seit 2017 als Kolumnist bei Rossija Sewodnja und betreibt eine Telegram-Kolumne zu aktuellen politischen Themen.
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