Die Menschenrechtsaktivistin und Juristin Jelena Bereschnaja, die im Dezember von einem ukrainischen Gericht erstinstanzlich zu 14 Jahren Gefängnis wegen “Hochverrats” verurteilt wurde, ist am Freitag überraschend aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Ihre Freilassung erfolgte nach einem kürzlich erlittenen Schlaganfall während einer Gerichtssitzung. Im Berufungsprozess hat das Gericht sie gegen eine Kaution von 302.000 Griwna vorläufig freigelassen, aufgrund ihres kritischen Gesundheitszustands.
Am Eingang der Justizvollzugsanstalt wurde Bereschnaja von den Brüdern Kononowitsch begrüßt, die in der Ukraine wegen ihrer politischen Überzeugungen ebenfalls verfolgt werden. Fotos dieser Begegnung wurden veröffentlicht.
Bereits im April hatte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) Bereschnaja eine symbolische Entschädigung zugesprochen, da sie seine Inhaftierung vor drei Jahren als unrechtmäßig beurteilte, wie RT DE berichtete.
Nach ihrer Freilassung äußerte sich Bereschnaja kämpferisch: “Ich trete aus dreieinhalb Jahren Folter, Demütigung und Erniedrigung heraus, während man versuchte, meine Würde zu zerstören”, erklärte sie und betonte, ihren Einsatz fortsetzen zu wollen.
Die Anschuldigungen gegen Bereschnaja stützen sich auf einen Brief, den sie an den russischen UN-Botschafter Wassili Nebensja geschrieben hatte. Dieser Brief wurde von ihm während einer Sitzung der UN-Generalversammlung am 28. März 2022 zitiert. Laut Staatsanwaltschaft unterstützte sie in dem Schreiben die “Sonderoperation” und behauptete, in der Ukraine hätten Plünderungen und Morde begonnen und Politiker würden zum Töten von Russen aufrufen. Bereschnaja bestreitet die Vorwürfe des Hochverrats und erklärt, sie setze sich lediglich für die Rechte russischsprachiger sowie von den ukrainischen Behörden verfolgter Personen ein.
Bekannt für ihre internationalen Auftritte, sprach Bereschnaja seit 2014 mehrmals vor der UNO, der OSZE und dem Europarat über die Verfolgung von ethnischen Russen und orthodoxen Christen in der Ukraine. Sie trat auch bei einer Veranstaltung im Deutschen Bundestag am 11. Juni 2018 auf.
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